Elektro-Motorrad Zero Motorcycles XU:Spannung für die Stadt

Kalifornien ist ein gutes Pflaster für Elektromobilität. Die Elektroautos von Tesla stammen beispielsweise von dort und im Bereich der elektrischen Motorräder gehört die Firma Zero Motorcycles zu den Pionieren. Ein leichter Stadtflitzer ist ihr neuestes Modell. Eine Ausfahrt.

Thilo Kozik

Elektrische Antriebe sind vor allem in der Stadt sinnvoll - darüber sind sich ausnahmsweise einmal alle Experten einig. Denn hier ist nicht nur die Bevölkerungsdichte am höchsten, sondern auch die Infrastruktur am dichtesten, der Nutzen des emissionsfreien Fahrens am größten und die benötigte Reichweite am geringsten.

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Zero Motorcycles bauen schon seit 2006 stromgetriebene Motorräder, seit 2009 sind die Fahrzeuge auch in Europa erhältlich.

(Foto: Zero Motocycles)

Als einer der ersten Hersteller haben das die Kalifornier von Zero Motorcycles erkannt, die schon seit ein paar Jahren stromgetriebene Motorräder anbieten. Speziell für die Innenstadt ist jetzt die neue XU konzipiert - mit niedrigem Gewicht, handlicher Geometrie und einem besonders schmalen und niedrigen Sitz. Mit ihrem kleinen Rundscheinwerfer, dem breiten Rohrlenker, Speichenrädern und der geraden Sitzbank wirkt die Urban Crosser wie die Kreuzung aus einem puristischen Scrambler mit einem modernen Roadster, garniert mit einigen Supermoto-Anleihen. Den optischen Mittelpunkt der gedrungenen Silhouette bildet ein mittiger Batterienpack, um den sich ein gerade mal zehn Kilo leichter, schwarzer Gussrahmen aus Flugzeugaluminium schmiegt.

Die XU empfängt ihren Piloten ausgesprochen freundlich - mit einer aufrechten Ergonomie auf dem fast geraden und sehr schmalen Polster. In niedrigen 80 Zentimeter Höhe ermöglicht das einen ungewohnt sicheren Stand mit beiden Beinen fest auf dem Boden. Der Lenker liegt griffgünstig, nur die hoch angebrachten Fußrasten machen die Kniewinkel etwas spitz. Mit dem Drehen des Zündschlüssels stellt sich das alternative Fahrgefühl unmittelbar ein - eine grüne Bereitschaftsanzeige im Cockpit sowie leichtes Vibrieren signalisieren Arbeitsbereitschaft, und dann geht's mit dem Dreh am "Gasgriff" vorwärts. Mit einem Wippschalter zwischen Zündschloss und Cockpit lässt sich der Antritt variieren: In Stufe I fällt der Vortrieb ein wenig zaghaft aus, sodass an der Ampel der übrige Verkehr dem Zero-Piloten im Nacken sitzt. In Stufe II tritt der 14 PS starke bürstenlose Gleichstrom-Elektromotor spürbar kräftiger an und sorgt dafür, dass die XU allen anderen auf und davon braust. Der Modus wirkt sich natürlich auf Reichweite und Höchstgeschwindigkeit aus: Im Modus II läuft die XU maximal 105 km/h und das bei realistischen Bedingungen für 48 Kilometer, bei Level I schafft die Zero rund 90 km/h, die Reichweite steigt auf 68 Kilometer.

Der Ladevorgang dauert drei Stunden

Dann ist erstmal Pause. Die leer gefahrene Lithium-Ionen-Batterie kommt für drei Stunden an die Haussteckdose und ist anschließend wieder voll einsatzbereit. Die Akkus können bis zu 3000 Mal aufgeladen werden, bis die Kapazität allmählich auf zirka 80 Prozent sinkt.

Der landläufigen Meinung von schweren und unhandlichen Elektrofahrzeugen tritt die XU überzeugend entgegen: Durch viele leichte Bauteile und den leisen, wartungsarmen Zahnriemenantrieb bleibt die Waage bei ganzen 100 Kilogramm stehen. Das geringe Gewicht, die Vertrauen einflößende Fahrerposition und die moderaten Reifendimensionen auf leichten Rädern machen die Urban Crosser fast so leichtfüßig wie ein Fahrrad. Agil und folgsam wechselt sie präzise die Richtung, lenkt mühelos ein und auch an der Stabilität gibt's nichts zu kritteln. Einsteigergerecht sind die beiden Scheibenbremsen ausgelegt. Sie packen zwar effektiv zu, verlangen allerdings auch sattes Zupacken.

Mit der XU hat Zero ein rundherum konkurrenzfähiges, wenngleich mit 7695 Euro nicht gerade billiges Einstiegsmodell in die Elektro-Zweiradwelt aufgelegt: In der Stadt reichen Fahrdynamik und Aktionsradius vollauf. Ein herkömmliches Leichtkraftrad - in diese Klasse wird die Zero führerscheintechnisch eingeordnet - bietet keinerlei Vorteile. Erst über Land, wenn Entfernungen und Geschwindigkeiten steigen, hat die Verbrennungs-125er die Nase vorn.

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