Zoologie:Wie Grillen ihr Weibchen monogam machen

Grillen-Männer geben dem Weibchen bei der Paarung eine Glibber-Kugel. Doch nicht zu dem Zweck, den Biologen lange vermutet haben.

Von Tina Baier

Wenn sich männliche Bändergrillen paaren, haben sie stets ein Hochzeitsgeschenk dabei: eine glibberige, proteinreiche Kugel, die das Weibchen verzehrt. Allerdings ist das Geschenk nicht ganz uneigennützig, wie Wissenschaftler der University of Exeter in der Fachzeitschrift Plos one beschreiben. Es bewirkt, dass sich die Grillenweibchen anschließend seltener mit anderen Männchen einlassen.

Die Proteinkugel haftet an einer Art Spermienbehälter, den das Männchen bei der Paarung an die Geschlechtsöffnung des Weibchens klebt. Je größer das Geschenk ist, umso länger frisst das Weibchen und umso länger werden Spermien aus dem Behälter übertragen.

Wie die Biologen herausfanden, haben die Eiweißstoffe des Hochzeitsgeschenks fast keinen Nährwert. Dafür hemmen sie bestimmte Enzyme im Darm des Grillenweibchens und verhindern so, dass andere Bestandteile des Hochzeitsgeschenks abgebaut werden. Diese wiederum verändern das Verhalten der weiblichen Bändergrille, sodass sie sich keine weiteren Partner sucht.

"Bis jetzt hat man gedacht, das Hochzeitsgeschenk solle verhindern, dass das Weibchen den Behälter mit den Spermien auffrisst", sagt Richard Ffrench-Constant, einer der Autoren der Studie. "Dabei ist die Sache viel komplexer."

© SZ vom 08.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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