Wissenschaft:Von der Leyen in Kalifornien - Plagiatsaffäre kein Thema

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Verteidigungsministerin von der Leyen während ihres Vortrags zur Flüchtlingskrise und zu Sicherheitsfragen an der Stanford-Universität. (Foto: Barbara Munker)

Stanford (dpa) - Graue Regenwolken empfangen Ursula von der Leyen im gewöhnlich sonnigen Kalifornien, doch völlig trübe dürfte ihr der Tag nicht vorkommen. Immerhin trifft die Verteidigungsministerin noch mit ihrem Doktortitel an der renommierten Stanford-Universität ein.

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Stanford (dpa) - Graue Regenwolken empfangen Ursula von der Leyen im gewöhnlich sonnigen Kalifornien, doch völlig trübe dürfte ihr der Tag nicht vorkommen. Immerhin trifft die Verteidigungsministerin noch mit ihrem Doktortitel an der renommierten Stanford-Universität ein.

Es ist ein herzlicher Empfang, die Ministerin strahlt. Und vor Beginn ihres Vortrags über die Flüchtlingskrise und Sicherheitsfragen in Europa erinnert sich die CDU-Politikerin erst einmal an ihre Jahre in Stanford, an „Wanderungen in den Hügeln“ und Ausflüge mit Pferden.

Ihren Doktortitel hatte sie damals gerade erst erworben, als die Familie 1992 für vier Jahre nach Kalifornien zieht. Auch im Lebenslauf auf der Homepage ihres Ministeriums kommt Stanford vor. Darin gibt die Medizinerin an, 1993 Gasthörerin an der Elite-Uni gewesen zu sein und 1995 eine Marktanalyse für die Krankenhausverwaltung erstellt zu haben.

Nun hören der Ministerin in einem voll besetzten Konferenzraum Wissenschaftler, Studenten und Politiker gebannt zu, darunter der frühere US-Außenminister George Shultz. Es geht um die Flüchtlinge in Europa, die Sicherung der Grenzen, die Bekämpfung der Terrormiliz Islamischer Staat (IS). Kein Wort von ihr zu den Plagiatsvorwürfen, niemand fragt danach. Das ist in Kalifornien kein Thema.

Und selbst wenn, hätte es wohl nur ein „no comment“ gegeben. Die Ministerin wolle zu diesem Zeitpunkt keine weitere Erklärung abgeben, sagte von der Leyens Sprecher der Deutschen Presse-Agentur.

Die Ministerin nimmt sich 20 Minuten Zeit, um mit einer Gruppe deutscher Jungwissenschaftler zu reden. Als „sehr entspannt“ beschreibt die Münchnerin Anne Mühe das Treffen. Von der Leyen habe über ihre eigenen Erfahrungen in Stanford, über die Bundeswehr und die aktuellen Probleme in Europa gesprochen.

Und die Entscheidung in der Plagiatsaffäre um die Doktorarbeit der Ministerin? „Da hat keiner nach gefragt, andere Themen waren einfach wichtiger“, versichert die junge Medizinerin, mit einer Postdoktorandenstelle in Stanford. So sieht es auch ihr Kollege, David Huland: „Darüber werden wir noch viel lesen und hören, so oder so, und hier hatten wir die Chance, sie Persönliches zu fragen“, erklärt der Radiologe aus Hamburg.

Der Kurztrip nach Kalifornien ist ein Heimspiel für die Ministerin. In Berlin wird es womöglich nicht ganz so einfach. Nach der Feststellung der Medizinischen Hochschule Hannover, dass sie in ihrer Dissertation Fehler gemacht habe, aber ohne Täuschungsabsicht, hatte von der Leyen umgehend Selbstkritik geübt. „Teile meiner damaligen Arbeit entsprechen nicht den Maßstäben, die ich an mich selber stelle“, hatte sie am Mittwoch in Berlin erklären lassen.

Die Schonzeit an der US-Westküste ist kurz und nasskalt. Schon am Donnerstag sollte die CDU-Politikerin aus San Francisco abfliegen, bei starken Regenfällen, wie der Wetterdienst voraussagte.

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