Wissenschaft - Köthen (Anhalt):Forschungsprojekt in Köthen für sichere Algenproduktion

Algen
Algen werden in der Hochschule Anhalt in sogenannten Tannenbaumreaktoren kultiviert. Foto: Hendrik Schmidt/dpa-Zentralbild/dpa (Foto: dpa)

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Köthen (dpa/sa) - Wissenschaftler an der Hochschule Anhalt Köthen forschen zu Möglichkeiten einer sicheren Produktion von Algen. Speziell geht es darum, parasitäre Mikroorganismen fernzuhalten. "Insbesondere werden manche Anlagen durch Wasserpilze (Aphelidien), die sich in der Luft befinden, bedroht", sagte die Leiterin der Arbeitsgruppe Professorin Carola Griehl. Das passiere aber nur bei bestimmten Algen, wenn zum Beispiel ungünstige Wachstumsbedingungen herrschen. Dringt dann der Pilz in die Anlage ein, dann sei das ganze System innerhalb von ein paar Tagen tot und die Schläuche färben sich braun.

"Wir wollen wissen, wie die Algen im einzelnen reagieren und wie hoch ihr Abwehrmechanismus ist. Dafür werden die Algen mit Mikroorganismen kontaminiert", sagt Griehl und erklärt: "Eine Möglichkeit, das Infektionsrisiko zu senken, könnte das Ansetzen von Algenmischkulturen sein." In dem Forschungsprojekt werden bis April 2022 verschiedene Algen auf ihre Stabilität untersucht.

Eine Möglichkeit, um Mikroalgen zu produzieren, das sind Tannenbaumreaktoren. Der Name bezieht sich auf die kegelstumpfförmige Geometrie des Gestells, das von einem Schlauchsystem umwickelt ist und einem Tannenbaum ähnelt. In den Schläuchen befindet sich die Algennährlösung und auf diese Art wird das Sonnenlicht effektiv genutzt. Ist eine gewisse Biomassedichte erreicht, kann ein Teil der Algenlösung abgelassen werden. Mittlerweile können die Schlauchsysteme auch temperiert werden. Diese Tannenbaumreaktoren arbeiten ganzjährig. Allerdings wachsen die Algen im Winter, aufgrund der Lichtverhältnisse, nicht so schnell wie im Sommer.

Im Biosolarzentrum der Hochschule Anhalt in Köthen steht eine derartige Anlage zu Forschungszwecken. In Kooperation mit der Gicon Gruppe (Dresden) arbeiten die Wissenschaftler an der Sicherheit der Algenproduktion.

Aus Algen können Treibstoffe, Nahrungsmittel, aber auch chemische und pharmazeutische Produkte gewonnen werden. Ein großer Vorteil: Mikroalgen wachsen 5 bis 20 Mal schneller als Feldfrüchte wie Mais oder Raps. Algen brauchen keine Landfläche, sie können überall mit Wasser, Licht, Kohlendioxid und Nährsalzen gedeihen.

Neben der Verwendung in der Chemieindustrie, der Pharmaindustrie und der Textilindustrie, kann aus Algen auch eine erdölähnliche Substanz gewonnen werden. Das Laborprojekt heißt "Algentankstelle". Aber die Flüssigkeit muss nicht als Benzin verfeuert werden - daraus können Schmieröle für die Kosmetikindustrie oder andere Wirkstoffe gewonnen werden.

© dpa-infocom, dpa:220103-99-571412/2

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