Wissenschaft:Hinweise auf Elefantenjagd vor 300 000 Jahren entdeckt

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Der Hunger des Menschen war schon immer groß. Forscher haben in Niedersachsen an einer mehr als 300 000 Jahre alten Tierrippe Indizien für eine der frühesten Elefantenjagden des Menschen entdeckt. (Foto: Julian Stratenschulte)

Schöningen (dpa) - Forscher haben in Niedersachsen an einer mehr als 300 000 Jahre alten Tierrippe Indizien für eine der frühesten Elefantenjagden des Menschen entdeckt. Die Paläontologen verwiesen nahe der Grabungsstätte auf winzige Schnittspuren, die sie Steinwerkzeugen von Frühmenschen zuordnen.

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Schöningen (dpa) - Forscher haben in Niedersachsen an einer mehr als 300 000 Jahre alten Tierrippe Indizien für eine der frühesten Elefantenjagden des Menschen entdeckt. Die Paläontologen verwiesen nahe der Grabungsstätte auf winzige Schnittspuren, die sie Steinwerkzeugen von Frühmenschen zuordnen.

Die Überreste des Waldelefanten - einschließlich eines vollständig erhaltenen, zwei Meter langen Stoßzahns - waren in Uferablagerungen eines ehemaligen Sees gefunden worden. Sie lagen unter besonderen Bedingungen in der Erde und sind kaum zersetzt.

Die Forscher lesen an der Beschaffenheit der Schnitte ab, dass die Frühmenschen dem Elefanten kurz nach seinem Tod das Fleisch von den Rippen schnitten. Weitere Untersuchungen sollen zeigen, ob das Tier tatsächlich erlegt wurde, oder ob sich die Frühmenschen an einem Aas zu schaffen machten. Der Leiter des Forschungszentrums Paläon, Florian Westphal, wagte bereits die These: „Wir haben es hier mit der ältesten Elefantenjagd der Welt zu tun.“

Zu dieser Zeit gab es rund um Schöningen nach Paläon-Angaben einen dichten Laub-Mischwald mit Eichen und Erlen. Es war im Schnitt 1,5 Grad wärmer als heute. In den Flüssen und Seen tummelten sich Wasserbüffel. Bären, Wölfe, Säbelzahn-Katzen und sogar Löwen streiften umher. Waldelefanten bahnten sich ihren Weg durchs Gehölz.

Doch konnten die Frühmenschen (Homo heidelbergensis) mit ihren einfachen Mitteln überhaupt Waldelefanten, die schon vor den Mammuts lebten, erlegen? Die Forscher vom Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege (NLD), der Universität Tübingen und dem Paläon geben zu bedenken, dass die Tiere aggressiv und sehr gefährlich gewesen sein könnten. Mit Holzwaffen sei ihre dicke Haut nicht so leicht zu durchdringen gewesen. Um einen Waldelefanten zu verletzten, hätte ein Jäger ganz nah an ihn heran gemusst.

Die Frühmenschen könnten in der Gruppe den Elefanten gejagt und ihn mit Nadelstich-artigen Angriffen müde gemacht haben, sagte Thomas Terberger vom NLD. „So ist man durchaus in der Lage, mit einfachen Mitteln wie mit Speeren einen solchen Elefanten zu jagen.“

Mitte der 1990er Jahre wurden im Schöninger Braunkohle-Tagebau hölzerne Wurfspeere gefunden, die einige Tausend Jahre jünger sind als die Elefanten-Überreste. Die ältesten bekannten vollständig erhaltenen Holzwaffen der Menschheit waren eine archäologische Sensation.

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