Wiesbaden:Arbeit für Naturschutz wächst: Kritik von Umweltverbänden

Lesezeit: 2 min

Wiesbaden/Kassel (dpa/lhe) - Umweltschutzverbände sehen die wachsende Arbeitsbelastung hessischer Naturschutzbehörden kritisch. Die Aufgaben der Verwaltungen seien gewachsen, ohne die Personalausstattung entsprechend anzupassen, sagte der Landesvorsitzende des Naturschutzbunds (Nabu), Gerhard Eppler. Auch Thomas Norgall, Naturschutzreferent des BUND Hessen, spricht von einem "großen, wachsenden Problem". Das Umweltministerium bestätigt den steigenden Arbeitsaufwand und verweist auf neu geschaffene Stellen.

Direkt aus dem dpa-Newskanal

Wiesbaden/Kassel (dpa/lhe) - Umweltschutzverbände sehen die wachsende Arbeitsbelastung hessischer Naturschutzbehörden kritisch. Die Aufgaben der Verwaltungen seien gewachsen, ohne die Personalausstattung entsprechend anzupassen, sagte der Landesvorsitzende des Naturschutzbunds (Nabu), Gerhard Eppler. Auch Thomas Norgall, Naturschutzreferent des BUND Hessen, spricht von einem „großen, wachsenden Problem“. Das Umweltministerium bestätigt den steigenden Arbeitsaufwand und verweist auf neu geschaffene Stellen.

In Hessen gibt es die Unteren Naturschutzbehörden, die bei den Kreisen, kreisfreien und größeren Städten angesiedelt sind. Sie sind Ansprechpartner vor Ort. Die Oberen Naturschutzbehörden sind dagegen Teil der Regierungspräsidien und damit der Landesverwaltung. In der Regel sind sie bei größeren Eingriffen in die Natur als Aufsichtsbehörde tätig.

Diese Teilung hält der Nabu für problematisch. „Da die Unteren Naturschutzbehörden Teil der jeweiligen Kreisverwaltung und die Oberen Naturschutzbehörden Teil der Landesverwaltung sind, bremst sich der staatliche Naturschutz selbst aus“, meinte Nabu-Vorsitzender Eppler. Deshalb fordert er, die Naturschutzverwaltung wieder in einer Hand zusammenzuführen.

Gestiegen ist die Arbeitsbelastung vor allem durch Windkraft. Genehmigungen für Windräder sind oft Ziel von Klagen. „Die Oberen Naturschutzbehörden müssen sich laufend dazu äußern, das ist extrem umfangreich“, sagte BUND-Referent Norgall. Auch die Umsetzung sogenannter Ausgleichsmaßnahmen macht den Umweltschützern Sorgen: Wird eine Naturfläche zugebaut, muss an anderer Stelle Kompensation geschaffen werden, zum Beispiel durch Pflanzungen. Doch für Kontrollen, dass das wirklich geschehe, fehle Personal.

Zudem warten laut Nabu Hunderte Pläne für Natura-2000-Schutzgebiete auf Umsetzung. „Wir haben Vogelschutzgebiete, wo Arten verschwinden, weil sich niemand darum kümmert“, meinte auch der BUND.

„Der Arbeitsaufwand für die Oberen Naturschutzbehörden ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen“, sagte Julia Stoye, Sprecherin des Umweltministeriums. Das Ministerium habe sich deshalb in den Haushaltsverhandlungen der Vergangenheit dafür eingesetzt, dass sich die Personalausstattung kontinuierlich verbessere. „Einige neue Stellen konnten in den letzten Jahren geschaffen werden.“ Zahlen nannte das Ministerium nicht. Auf Fragen nach einer Überlastung und den Auswirkungen des steigenden Arbeitsaufwandes ging es nicht ein.

Stattdessen verwies das Land darauf, dass für die Planung von Maßnahmen in Schutzgebieten zusätzliches Geld zur Verfügung gestellt wurde, um Personal einzustellen oder Aufträge zu vergeben. „Für die Genehmigungen von Windkraftanlagen wurden zusammen mit dem Wirtschaftsministerium Mittel für Personal zur Verfügung gestellt“, sagte die Sprecherin. „Wir sehen den Bedarf nach weiteren Stellen und werden uns auch weiterhin dafür einsetzen.“ Den Regierungspräsidien zufolge arbeiten insgesamt 170 Mitarbeiter in den Oberen Naturschutzbehörden Hessens.

Ein Phänomen, das auch Untere Naturschutzbehörden spüren, sind steigende Anfragen von Bürgern. „Das wachsende Umweltbewusstsein äußert sich verstärkt in Anrufen bei der Umweltbehörde“, sagte beispielsweise Harald Kühlborn, Sprecher der Landkreises Kassel. Das sei gut und richtig - verursache aber mehr Arbeit. Auch der BUND sieht erhöhten Kommunikationsbedarf: Es reiche nicht mehr, wenn die Behörde einfach nur sage, was erlaubt und verboten sei. Sie müsse auch die Gründe dafür kommunizieren.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: