Umwelt:Minister-Tagung: Moorschutz und Nutria-Bekämpfung forciert

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Till Backhaus (SPD), der Agrar-, Umwelt- und Klimaschutzminister von Mecklenburg-Vorpommern. (Foto: Jens Büttner/dpa/Archivbild)

Über Jahrzehnte sollte Regenwasser im flachen Norden möglichst schnell abfließen. Das ist nun anders. MV-Umweltminister Backhaus setzt auf Moorschutz als Klimaschutz und mehr Staumaßnahmen - aber möglichst ohne Nutrias und mit weniger Bibern.

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Gützkow/Schwerin (dpa/mv) - Mecklenburg-Vorpommern treibt den Moorschutz stärker voran. „Die Wasser- und Bodenverbände bekommen 2024 rund 3,4 Millionen Euro, um Moorschutzmaßnahmen umzusetzen“, sicherte MV-Umweltminister Till Backhaus (SPD) am Freitag bei der Landesgewässerschau in Gützkow (Vorpommern-Greifswald) zu. Das sehe der künftige Landeshaushalt vor. Zudem sollen rund 400.000 Euro für Pilotprojekte eingesetzt werden, um Wasser stärker als bisher in der Landschaft zu halten. Vom Bund erwartet der Minister ein Paket von rund 33 Millionen Euro für weitere Projekte der Moorschutzagentur.

Hintergrund dieser Maßnahmen ist laut Backhaus, dass in Mecklenburg-Vorpommern entwässerte Moore viel mehr klimaschädliche Treibhausgase wie Kohlendioxid ausstoßen als Industrie oder der Verkehr. Backhaus trat aber Kritik an der zu DDR-Zeiten forcierten Melioration der Feuchtgebiete entgegen. Das sei damals eine andere Zeit gewesen und Ernährung habe gesichert werden müssen. Auch heute dürfe Klimaschutz „nicht mit der Brechstange“ durchgesetzt werden.

Die Land- und Ernährungswirtschaft sei eine der bedeutendsten Branchen und müsse auch weiter Ernährung sichern. Dazu gehöre auch Tierhaltung, ohne die eine Kreislaufwirtschaft nicht machbar sei. Das werde bei der Bundesregierung in Berlin falsch gesehen.

In MV werden die Wasserstände in Flüssen, Seen und Gräben über 7000 wasserwirtschaftliche Anlagen geregelt, mit denen die 21 Verbände arbeiten. Zu den wachsenden Problemen gehören Biber, von denen es inzwischen 4500 Exemplare gibt, sowie die eingewanderten Nutrias. Vor allem Nutrias unterhöhlten Deiche derart, dass dort große Gefahren drohten, sagte Backhaus. Der Minister regte an, für diese invasiven Tiere eine Abschussregelung zu schaffen, ähnlich wie die „Pürzel-Prämie“ bei Wildschweinen. Diese war wegen der drohenden Afrikanischen Schweinepest erlassen worden und hatte zu vielen Abschüssen und einer deutlichen Bestandsreduzierung geführt.

Der Sprecher der Wasser- und Bodenverbände Ronny Schult erklärte, dass der Biberbestand jährlich um 20 Prozent zunehme. Allein im „Biberdreieck Anklam, Jarmen, Friedland“ haben sich die Schäden dadurch in sechs Jahren von 180.000 auf 370.000 Euro verdoppelt. Landesweit wird mit 600.000 Euro Schäden an wasserwirtschaftlichen Anlagen, aber auch an Bahndämmen und Straßen gerechnet. Das Land will den Verbänden etwa 300.000 Euro im Jahr ersetzen.

Backhaus will Regenwasser deutlich länger im Binnenland halten, damit das kostbare Nass stärker in tiefere Schichten eindringen und so auch der Grundwasserstand wieder steigen kann. Der durchwachsene Sommer hat die Wasserstände im Westen und Süden von MV im Vergleich zu den Trockenperioden von 2019 und 2020 nur wenig unter die aktuellen Stauziele rutschen lassen. Im Osten des Bundeslandes haben die Flüsse und Seen sehr gute Pegelstände.

© dpa-infocom, dpa:231019-99-627188/3

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