Umwelt:Laut Umweltschützer: Schäden nach Moobrand schwer zu heilen

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Mehr als ein Jahr nach dem Moorbrand auf einem Bundeswehrgelände im Emsland sehen Umweltschützer mit Skepsis auf die Pläne der Bundeswehr, die Schäden wieder...

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Meppen (dpa/lni) - Mehr als ein Jahr nach dem Moorbrand auf einem Bundeswehrgelände im Emsland sehen Umweltschützer mit Skepsis auf die Pläne der Bundeswehr, die Schäden wieder gut zu machen. „Aus meiner Sicht ist es relativ unwahrscheinlich, die Fläche zumindest kurz- oder mittelfristig wieder herzustellen“, sagte die Geschäftsführerin des Naturschutzbundes Deutschland (Nabu) im Emsland, Jutta Over, in Meppen. Der Torfkörper sei durch den mehrwöchigen Brand stark geschädigt. Hinzu kämen die starke Trockenheit in diesem Sommer und Nährstoffeinträge aus der Luft. All diese Faktoren stünden der Regeneration der Moorflora entgegen.

Für eine Bewertung der ökologischen Schäden ist es aus Sicht der Bundeswehr noch zu früh. Derzeit werde ein Lebensraumtypen-Monitoring durchgeführt, heißt es in der Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage des Lingener FDP-Bundestagsabgeordneten Jens Beeck. Ein erster Bericht solle im Frühjahr 2020 vorliegen. Ziel sei die Erhaltung und Entwicklung eines naturnahen Hochmoores. Ein Wiedervernässungsprojekt solle zeitnah begonnen werden.

Nach dem Brand im vergangenen Jahr bildet sich inzwischen ein Pionierwald aus Birken. Aktuell sind die Gewächse 60 bis 70 Zentimeter hoch. Um den Aufwuchs zu beseitigen, beabsichtigt die Bundeswehr, ihn im nächsten Jahr - zwei Jahre nach dem Moorbrand - kontrolliert und gezielt abzubrennen. Das sei eine langjährig erprobte landschaftspflegerische Maßnahme, sagte eine Sprecherin des Bundesamtes für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr.

Das Problem: Wegen der Munitionsbelastung der Fläche kommen andere Verfahren, die jungen Bäume zu beseitigen, nicht in Frage - die Gefahren wären zu hoch. Die Bundeswehr hofft, dass nach zwei Jahren Ruhezeit sich wieder ausreichender Samenvorrat für moortypische Pflanzen in der obersten Bodenschicht angesiedelt hat. Dieser könnte nach dem kontrollierten Abbrennen der Jungbäume keimen, damit würde das Nachwachsen weiterer Gehölze erschwert. So könnte die für das Moor einst typische Pflanzenwelt in einigen Jahren wiederkommen.

Die von der Bundeswehr ins Spiel gebrachte Methode sei auf intakten Moor- und Heideflächen ein üblicher Weg, unerwünschte Sträucher und Bäume zu beseitigen, sagte Over dazu. „Aber wir haben hier ja die Vorschädigung durch den tiefgründig verkohlten Boden.“ Die Bodenstruktur und -chemie habe sich durch den Brand völlig verändert. „Es gibt im Prinzip keine Patentlösung, ich glaube, auch die Bundeswehr hat keine dafür.“ Ob sich die Moorheide jemals wieder über den verkohlten Boden schieben werde, sei alles andere als gewiss.

Um den Brandschutz auf dem Gelände der Wehrtechnischen Dienststelle künftig zu gewährleisten, will die Bundeswehr 9,8 Millionen Euro für die Beschaffung von Moorraupen, Sattelzugmaschine mit Tieflader, Löschraupen, Bergepanzer und Moorbagger ausgeben. Auch soll das Personal zur Brandbekämpfung aufgestockt werden: Insgesamt 28 neue Dienstposten sollen künftig einen neuen Moorbrand verhindern, heißt es in der Antwort auf die Kleine Anfrage.

„Gerade die Einrichtung eines Lagezentrums ist aus meiner Sicht ein wichtiger Schritt“, sagte Beeck dazu. Insbesondere sei eine verbesserte Kommunikation dringend notwendig, um das verlorengegangene Vertrauen in der Nachbarschaft zurückzuholen.

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