Forschung:Uni Konstanz untersucht Schwarmbildung von Heuschrecken

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Biologe Vishwanath Varma reinigt im Imaging Hangar der Uni Konstanz mehrere Gitter. (Foto: Felix Kästle/dpa)

Heuschreckenschwärme sind für den Hunger vieler Menschen auf dem Planeten verantwortlich. In wenigen Sekunden fressen sie Äcker und Weiden kahl. Im Kampf gegen die Schwärme untersuchen Forscher der Uni Konstanz das Verhalten von tausenden der Tiere.

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Konstanz (dpa/lsw) - Mit tausenden Heuschrecken hat die Universität Konstanz die Schwarmbildung der Tiere untersucht. Im größten Labor der Universität, dem sogenannten Imaging Hangar, wurde das Verhalten von rund 4000 Wüstenheuschrecken (Schistocerca gregaria) untersucht. Für das Experiment wurden die Tiere mit winzig kleinen reflektierenden Markern versehen. Spezielle Motion Capture Kameras, die laut Uni auch in Hollywood zum Einsatz kommen, filmten über Tage die Bewegungsabläufe der Tiere.

Das interdisziplinäre Forscherteam mit Biologen und Computerwissenschaftlern, die am Exzellenzcluster Kollektives Verhalten arbeiten, erhofft sich Erkenntnisse über die Bildung von Heuschreckenschwärmen. Diese seien für Hungersnöte verantwortlich, die einen von zehn Menschen auf dem Planeten betreffen, so die Forscher. Heuschreckenschwärme fressen laut der Welthungerhilfe in wenigen Sekunden Äcker und Weiden kahl.

Es ist schon das zweite Heuschreckenexperiment an der Uni Konstanz. Bereits im Frühjahr war das Verhalten von 10 000 dieser Insekten im Labor untersucht worden. Der Direktor des Max-Planck-Instituts für Verhaltensbiologie, Iain Couzin, leitet das Gesamtprojekt mit mehr als 15 beteiligten Forschern. Das Ziel sei, mehr über die Kommunikation bei Gefahren oder der Futtersuche der Tiere zu erfahren, sagte er. Auch die Beobachtung des Verhaltens bei der Fütterung stand auf dem Programm. Keine Aktivität bleibe unbeobachtet.

Couzin betonte, dass es sich wegen des Aufwands und der Anzahl der Tiere um eine weltweit einzigartige Untersuchung handle. „Ohne Zweifel, ein Höhepunkt meiner Karriere.“ Bisher habe es kein vergleichbares Experiment gegeben. Das Projekt hatte im März begonnen. Aktuell werden die Daten ausgewertet. Die Ergebnisse sollen in wissenschaftlichen Publikationen veröffentlicht werden.

Die Heuschrecken stammen laut Uni aus einer Tierfutterzucht. Die Tiere hätten eine Lebenserwartung von rund drei bis vier Monaten. In der Natur sind Wüstenheuschrecken vor allem in Afrika weit verbreitet.

© dpa-infocom, dpa:231028-99-734532/2

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