Tiefsee:Goldenes Ei auf dem Meeresgrund vor Alaska entdeckt

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Das mysteriöse Gebilde sieht aus wie ein Ei, das unter einer goldenen Decke verborgen liegt. (Foto: AFP)

In einer Tiefe von mehr als 3000 Metern haben Meeresbiologen ein rätselhaftes Gebilde gefunden. Wie ist es da hingekommen? Und was ist das überhaupt? Erste mögliche Antworten gibt es.

Von Tina Baier

Ist es ein toter Schwamm? Ein bisher unbekanntes Tiefsee-Wesen? Oder gar das Ei eines Aliens? Meeresbiologen der US-amerikanischen Wetter- und Ozeanografiebehörde (NOAA) haben während einer Tiefseeexpedition vor Alaska ein mysteriöses Gebilde gefunden, das aussieht wie ein Ei, das unter einer Decke verborgen liegt und golden schimmert. Die Forscher sind ratlos: Was könnte das sein?

Klar ist bisher nur, dass das "Goldene Ei", das in einer Tiefe von 3300 Metern auf einem Felsen festgewachsen ist, einen Durchmesser von etwa zehn Zentimetern hat und biologischen Ursprungs ist. Als der Tauchroboter, den die Forscher von ihrem Schiff NOAA Okeanos Explorer aus steuerten, vorsichtig einen kleinen Schnitt ins Ei machte, passierte: nichts. Aber man konnte erkennen, dass der Fund auch von innen goldfarben ist. Am unteren Ende hat das Ei ein kleines Loch oder einen Riss: Ist da etwas herausgeschlüpft?

"Es könnte tatsächlich eine Eihülle sein", vermutet Autun Purser vom Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven, der sich mit dem Forschungsschiff Polarstern gerade auf Expedition am Nordpol befindet. "Vielleicht sind auch mehrere Eier darin." Doch von was für einem Tier? "Im Inneren erkennt man eine Art Honigwaben-Struktur", sagt Purser. "Das ist typisch für die Eier von Schnecken." Möglicherweise könnten es auch Oktopus-Eier sein. "Ich bin aber nicht sicher, wie golden die sind", sagt Purser.

An Bord des Schiffes behielt das rätselhafte Gebilde seine Form

Das merkwürdige Gebilde behielt seine Form, als der Tauchroboter es per Greifarm von dem Felsen löste, an dem es festgewachsen war, es einsaugte und an Bord des Expeditionsschiffs brachte. Doch auch bei näherer Betrachtung blieb das Ei, das an Bord eine eher bräunliche Farbe annahm, den Expeditionsteilnehmern ein Rätsel. Bislang können sie nicht einmal sagen, ob es sich um ein bislang unbekanntes Lebewesen handelt, ein unbekanntes Lebensstadium einer bereits bekannten Kreatur oder um etwas, das ein Lebewesen gemacht und dann zurückgelassen hat. "Wir werden wahrscheinlich erst mehr erfahren, wenn wir dieses Objekt in ein Labor an Land bringen", sagt Expeditionskoordinator Sam Candio laut einer Pressemitteilung der NOAA.

Diese Lochreihe fanden Forscher 2022 auf dem Grund des Atlantiks nördlich der Azoren. (Foto: NOAA Ocean Exploration/Imago/Cover-Images)

Erst im vergangenen Jahr haben NOAA-Forscher während einer anderen Tiefsee-Expedition nördlich der Azoren rätselhafte Spuren auf dem Meeresgrund entdeckt: eine schnurgerade Linie rechteckiger Löcher, die nach etwa zwei Metern plötzlich abbrach. Die Löcher sehen aus wie von Menschen gemacht, stammen aber wahrscheinlich von einem Tiefseebewohner. Bei anderen merkwürdigen Spuren auf dem Meeresgrund ist man der Lösung näher. Riesige Kreise in der Tiefsee sind wahrscheinlich Kopfabdrücke von Walen. Das vermutet man, weil Wissenschaftler in flacheren Gewässern beobachtet haben, wie Wale ihren Kopf in den Sand drücken und hin und her bewegen, um Parasiten loszuwerden. In der Tiefsee wurde das zwar noch nicht beobachtet, doch die Abdrücke dort sehen sehr ähnlich aus.

Gelöst ist auch das Rätsel um kreisrunde Spuren, die aussehen, als seien sie mit einem Riesenzirkel gezogen. Sie entstehen durch die bis zu anderthalb Meter lange Zunge eines Wurms, der im Sediment sitzt und den Boden um sich herum in einer kreisförmigen Bewegung ableckt.

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