Technik:Roboter kicken um den Weltmeistertitel

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Schuß und Tor. Foto: Sebastian Willnow (Foto: dpa)

Leipzig (dpa) - Für den RoboCup sieht Hannes Hinerasky ganz optimistisch schwarz-weiß. Denn bei der Fußball-Weltmeisterschaft der intelligenten Roboter werden die Teams erstmals einem so gefärbten Ball hinterherjagen - statt wie bisher einem roten.

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Leipzig (dpa) - Für den RoboCup sieht Hannes Hinerasky ganz optimistisch schwarz-weiß. Denn bei der Fußball-Weltmeisterschaft der intelligenten Roboter werden die Teams erstmals einem so gefärbten Ball hinterherjagen - statt wie bisher einem roten.

"Durch den neuen Ball ändert sich alles", sagt Hinerasky. Die Fußballmaschinen seines Teams der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur (HTWK) in Leipzig seien bestens auf schwarz-weiß vorbereitet. "Ich bin guter Dinge, dass wir dieses Jahr auf den ersten drei Plätzen landen werden."

Der RoboCup wird vom 30. Juni bis zum 3. Juli auf dem Leipziger Messegelände veranstaltet. Erst zum zweiten Mal findet diese Weltmeisterschaft in Deutschland statt. Sie ist nach Angaben der Veranstalter der führende internationale Roboter-Wettbewerb. In 17 Disziplinen treten die Maschinen dabei gegeneinander an: Es gibt Rettungsroboter, Roboter für den Haushalt und Industrie-Roboter. Im Mittelpunkt des Interesses dürften allerdings die Fußballer stehen.

Die Studenten und Nachwuchswissenschaftler der HTWK Leipzig mischen seit 2009 auf dem grünen Feld mit. Rund 20 junge Männer und Frauen versuchen, den Robotern Fußballsachverstand beizubringen. "Wir sind die Coaches", erklärt Teammitglied Florian Mewes. "Der Roboter kommt zu uns wie ein Baby. Wir bringen ihm alles bei: Wie er läuft, wie er rennt, wie er Tore erkennt." Die Software, die die Roboter zu Fußballern macht, stamme zu 100 Prozent vom HTWK-Team. Auf dem Feld seien die "Naos" genannten Maschinen dann vollkommen autonom. "Da hat kein Mensch mehr Zugriff drauf."

Professor Klaus Bastian betreut das "Nao"-Team. In einem Erdgeschossraum in der Hochschule feilen die Informatiker an der Teamstrategie. Die Roboter können mit eingebauten Kameras sehen, auf dem Fußballfeld kommunizieren sie über WLAN miteinander. Bastian legt Wert darauf, dass die Arbeit von den Studenten gemacht wird. "Es soll nicht so sein, dass der Professor die Roboter programmiert. Das ist ein Studentenwettbewerb."

Hinter dem RoboCup steckt eine ehrgeizige Idee: 2050 sollen die Roboter so fit sein, dass sie den dann amtierenden Fußballweltmeister der Menschen schlagen können. Die Herausforderung wurde festgelegt, nachdem 1997 der Schachcomputer Deep Blue den Weltmeister Garri Kasparow besiegte, wie Itsuki Noda, Präsident der RoboCup Federation, sagt. Hannes Hinerasky hält 2050 für realistisch, Professor Bastian ist zurückhaltender. Vielleicht, sagt er, sei das gar kein erstrebenswertes, sondern nur ein pfiffig formuliertes Ziel.

Finanziert wird die RoboCup-Teilnahme von der Hochschule und - wie im echten Fußball - von mehreren Sponsoren. Allein einer der Roboter, der von einer französischen Firma als Rohling kommt, kostet nach Angaben von Bastian rund 3500 Euro. "Aber das ist ein schönes Marketinginstrument", sagt der Professor. Für die "Naos", die aussehen wie niedliche Technikpüppchen, könnten sich Menschen jeden Alters begeistern. "Wenn man dagegen mit klassischer Informatik kommt - Verschlüsselung, Netzwerke - dann klingt das für viele zu trocken."

Die schärfsten Konkurrenten der Leipziger beim RoboCup kommen aus Deutschland. Bremen lande fast immer ganz vorn, sagt Bastian. Das Team des Deutschen Forschungsinstituts für künstliche Intelligenz der Universität Bremen sei so etwas wie das Bayern München der Roboter-Fußballer. "Die haben ganz andere Möglichkeiten. Wenn wir die spielen sehen, sind wir immer ganz begeistert, was die können."

Bei allen spielerischen Elementen hat der RoboCup einen absolut ernsten Hintergrund. "Der RoboCup hat sich als Plattform etabliert, um Wissenschaft und Industrie zusammenzubringen", sagt Gründungspräsident Hiroaki Kitano. Die Veranstaltung soll über den Austausch der Technologien einen Beitrag zur Entwicklung leisten. Wissenschaftsautor Ulrich Eberl meint: "Wir werden künftig in einer Gemeinschaft von Menschen und smarten Maschinen leben, von Smartphones bis zu Fahrzeugen, die eine gewisse Intelligenz aufweisen."

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