Sonnensystem:Saturn bröselt

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In jeder Sekunde regnen etwa anderthalb Tonnen Masse von den Ringen auf den Mutterplaneten Saturn herab. (Foto: NASA/JPL/Space Science Institute)
  • Das prominente Merkmal des zweitgrößten Planeten in unserem Sonnensystem schwindet.
  • Noch ist unklar, mit welcher Geschwindigkeit die Geröllscheibe auf den Saturn herabregnet, doch in astronomischen Zeitmaßstäben geschieht das sehr schnell.

Von Patrick Illinger

Nichts ist für die Ewigkeit, auch nicht die prächtigen Ringe des Planeten Saturn. Nun haben Astronomen festgestellt, dass die Eis-, Staub- und Geröllscheibe um den Planeten sogar schneller verschwinden könnte, als bisher angenommen wurde.

Auf ein Haltbarkeitsdatum von 292 Millionen Jahren kommen die Himmelsforscher, nachdem sie einen Typ von geladenen Wasserstoff-Ionen in der sogenannten Ionosphäre des Saturn vermessen haben. Doch muss man hinzufügen: Die Messung ist mit großer Unsicherheit versehen.

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Womöglich sind die Ringe auch in einer Milliarde Jahren noch da. Unterm Strich lautet die Erkenntnis jedoch: Das prominente Merkmal des zweitgrößten Planeten in unserem Sonnensystem schwindet. Und es geht aller Wahrscheinlichkeit nach in astronomischen Zeitmaßstäben schnell.

In jeder Sekunde regnen etwa anderthalb Tonnen Masse von den Ringen auf den Mutterplaneten herab, berichten Nasa-Forscher im Journal Icarus. Das absehbare Ende der Ringe passt zu jüngeren Erkenntnissen über deren Entstehung. Die Auffällige Scheibe ist nicht zeitgleich mit dem gesamten Sonnensystem entstanden, sondern erst später, vermutlich sogar erst vor wenigen hundert Millionen Jahren. Als Ursache wird eine Kollision von Monden, Kometen oder Asteroiden vermutet.

Ästethisch wäre der Verlust der Ringe eine Einbuße, denn der nackte Saturn hat eine weniger interessantes Farbmuster als beispielsweise Jupiter, der größte Planet in unserem Sonnensystem. Die Rate des Massenverlusts in Saturns Ringen ermittelten die Astronomen, indem sie mit einem Zehn-Meter-Teleskop des Kek-Observatoriums auf Hawaii die äußere Atmosphärenschicht des Planeten nach einem ungewöhnlichen Molekül absuchten: positiv geladene H₃-Ionen, die aus drei Wasserstoffatomen bestehen, denen ein Elektron fehlt.

Das Molekül ist ein Hinweis auf Partikel, die mit hoher Energie in die oberen Gasschichten der Saturn-Atmosphäre, die Ionosphäre, einschlagen. Die Menge an H₃+ liefert eine Schätzung des Massenverlusts in den Ringen. Aus der Gesamtmasse der Ringe errechneten die Forscher die Haltbarkeit von knapp 300 Millionen Jahren. Es könnte jedoch noch schneller gehen, falls das Abregnen von Eis aus dem Ringsystem zunimmt.

© SZ vom 19.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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