Schweinegrippe:"Die Spitze des Eisbergs"

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Die Schweinegrippe erfasst ein Land nach dem anderen. Eine Studie legt nahe, dass die bekannten Fälle nur ein Bruchteil aller Erkrankungen sind, allein 23.000 Mexikaner könnten infiziert sein.

Über 5000 Schweinegrippe-Erkrankungen sind derzeit offziell registriert. Doch Epidemiologen schätzen, dass sich bereits deutlich mehr Menschen mit dem H1N1-Virus infiziert haben könnten. Allein in Mexiko seien möglicherweise bis Ende April 23.000 Menschen erkrankt, schreibt ein internationales Forscherteam im Wissenschaftsmagazin Science (online).

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An der Spanischen Grippe starben mehr als 20 Millionen Menschen - ein solches Szenario könnte sich wiederholen.

Birgit Lutz-Temsch

Die Forscher aus Großbritannien, Mexiko und der Weltgesundheitsbehörde WHO gingen nach Sichtung der verfügbaren Influenza-Daten davon aus, dass jeder Infizierte rund 1,5 weitere Personen ansteckt. Den Anteil der Menschen, die an der Grippe sterben, bezifferten sie auf 0,4 Prozent.

Aufgrund dieser Berechnungen schätzen die Forscher die Schweinegrippe als ähnlich gefährlich ein wie die Grippe von 1957. Sie hatte zwei Millionen Menschen getötet. Ein so verheerendes Potenzial wie die Spanische Grippe von 1918 werde die Schweinegrippe vermutlich nicht erreichen, schreiben die Wissenschaftler. Damals waren nach Angaben des Robert-Koch-Instituts zwischen 20 und 50 Millionen Menschen gestorben.

Die Forscher schränkten allerdings ein, dass die Datenlage zu der aktuellen Erkrankungswelle unvollständig sei. Nach den vorliegenden Erkenntnissen tauchte das neue Virus vermutlich um den 12. Januar herum erstmals auf. Möglich sei aber der gesamte Zeitraum vom 3. November bis zum 2. März, hieß es in der Untersuchung.

Mexiko gibt die Zahl der bestätigten Schweinegrippe-Fälle mit 2.059 an. In den benachbarten USA bezifferten die Gesundheitsbehörden die Zahl der bestätigten Schweinegrippefälle auf über 2600. Aus dem Seuchenkontrollzentrum CDC hieß es jedoch, die Zahl der bestätigten Grippefälle sei vermutlich nur "die Spitze des Eisbergs".

Unterdessen bestätigten die Behörden auf Kuba einen ersten Schweinegrippe-Fall auf der Karibikinsel. Betroffen sei ein Student aus Mexiko, der in Havanna lebe, teilten die Behörden mit. Auch in Thailand wurde ein erster Fall bestätigt. Finnlands Behörden registrierten ebenfalls die ersten Fälle von Schweinegrippe. Wie das Gesundheitsministerium am Dienstag mitteilte, wurde das neue Virus bei zwei Menschen nachgewiesen.

Die Zahl der Toten durch das Schweinegrippe-Virus ist weltweit bis Dienstag auf 61 gestiegen. Wie das EU-Zentrum für Seuchenbekämpfung (ECDC) in Stockholm mitteilte, entfallen davon 56 auf Mexiko. 3 Kranke starben in den USA und je einer in Kanada und Costa Rica. Die Zahl der bestätigten Krankheitsfälle betrug weltweit 5283. In Deutschland hatte sich die Zahl der Schweinegrippe-Infizierten am Montag auf zwölf erhöht.

© sueddeutsche.de/dpa/AP/beu - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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