Schiefe Bäume:Warum neigen sich diese Nadelbäume Richtung Äquator?

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Um acht Grad neigt sich Araucaria columnaris im Durchschnitt, hier ein Exemplar in Kalifornien. (Foto: Jason Johns / University of Irvine)
  • Biologen haben beobachtet, dass die Baumart Araucaria columnaris ihre Stämme Richtung Äquator neigt.
  • Auf der Nordhalbkugel beugen sich die Bäume nach Süden, auf der Südhalbkugel nach Norden.
  • Je näher die Bäume an den Polen stehen, umso stärker ist ihre Neigung.
  • Die Forscher vermuten, dass es sich um einen Gendefekt handelt.

Von Hanno Charisius

Bis zu 60 Meter wächst Araucaria columnaris in die Höhe. Die in Neukaledonien im Südpazifik heimische Baumart aus der Familie der Araukariengewächse ist Botanikern durch ihren oft schiefen Stamm aufgefallen. Nun zeigt sich, dass hinter der absonderlichen Wuchsform System steckt: Die Säulen-Araukarien beugen sich Richtung Äquator. Wachsen sie in der nördlichen Hemisphäre, neigen sie sich gen Süden, südlich vom Äquator zeigt die Baumspitze gen Norden. Je dichter die Bäume an den Polen der Erde stehen, desto stärker beugen sie ihre Stämme.

Erst jetzt entdeckten Biologen das merkwürdige Wuchsmuster der Nadelbäume, die inzwischen in vielen Teilen der Welt angepflanzt werden. Der Biologe Matt Ritter von der California Polytechnic State University vermaß mit seinen Kollegen 256 Bäume auf fünf Kontinenten. Im Fachjournal Ecology beschreiben die Wissenschaftler ihre Entdeckung.

Im Titel ihres Aufsatzes deuten sie an, dass sich dieses Verhalten bei Bäumen dieser Art auf der ganzen Welt finden lasse. Angesichts der recht kleinen Zahl von untersuchten Bäumen, von denen knapp jeder zehnte gerade in den Himmel wuchs, scheint diese Schlussfolgerung etwas weitreichend zu sein.

Doch im Durchschnitt hatten die vermessenen Bäume eine Schieflage von etwas mehr als acht Grad. Der Schiefe Turm von Pisa hat nur eine Schräglage von etwa vier Grad. Im Mittel waren die untersuchten Bäume 18 Meter hoch, ihr Wipfel beugte sich 2,4 Meter weit von der Basis des Stammes.

Über die Ursache der Wuchsform können die Wissenschaftler nur spekulieren. Unter dem Einfluss von starken Winden, an Berghängen und bei sehr wenig Licht wachsen auch andere Bäume gelegentlich aus der Senkrechten heraus. Doch wird die Statik der Pflanzen dadurch empfindlich gestört. Womöglich sind bei Araucaria columnaris Teile des Erbguts beschädigt, die bei anderen Baumarten für einen geraden Stammwuchs sorgen. Säulen-Araukarien wenden sich demnach dem Licht zu und gehen dabei das Risiko ein, von der Schwerkraft gefällt zu werden.

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