Mondlandung und Marsrover, alles schön und gut. Mindestens so beeindruckend ist die Leistung eines ganz anderen, weithin weniger bekannten Raumschiffs: der Voyager 1.
Im September 1977 hat die Nasa diese Sonde ins All geschossen, wo sie zunächst die Planeten Jupiter und Saturn passierte. Später steuerte sie die Außenbezirke des Sonnensystems an, die sie - und das ist wahrlich erstaunlich - noch heute durchquert und noch immer Messwerte zur Erde sendet.
Weil dieses offenbar unzerstörbare Stück Technik mittlerweile 125-mal so weit von der Sonne entfernt ist wie die Erde, brauchen die Signale von Voyager 1 mehr als 17 Stunden, bis sie die Antennen der Nasa erreichen.
Dass die mehr als 35 Jahre alte Sonde überhaupt noch Daten zur Erde funkt, ist dabei kein Aperçu der Raumfahrtgeschichte, sondern für Astrophysiker höchst lehrreich. Zurzeit gibt Voyager 1 den Experten besonders kniffelige Rätsel auf. Berechnungen zufolge müsste die Sonde das Sonnensystem, also den Einflussbereich der Sonne, inzwischen hinter sich gelassen haben und in den nackten Weltraum, den sogenannten interstellaren Raum vorgedrungen sein.
Unbekanne Grenzregion aufgespürt
Doch jüngste Auswertungen zeigen etwas ganz anderes: Auf ihrem Weg durch das sogenannte Heliosheath, eine Art äußere Hülle des Sonnensystems, hat die Sonde im vergangenen Jahr eine bislang unbekannte Grenzregion mit besonders starkem Magnetfeld aufgespürt.
Fünfmal hat Voyager 1 im Verlauf des Jahres 2012 eine physikalische Barriere durchbrochen, an der das örtliche Magnetfeld plötzlich an Stärke abrupt zunahm, während die Dichte geladener Partikel absackte. Eine weitere Gruppe von Astrophysikern hat diese kosmischen Teilchen genauer vermessen und festgestellt, dass die Zahl der von der Sonne stammenden, energiearmen Partikel abnimmt, während der Teilchenfluss aus den Tiefen des Alls in diesem Grenzbereich des Sonnensystems stark zunimmt.
Drei Berichte der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift Science widmen sich diesen noch erklärungsbedürftigen Phänomenen.
Nach Ansicht der Forscher deuten die Voyager-Messungen darauf hin, dass der nunmehr aufgespürte Grenzbereich zu einer ausgedehnten Übergangszone gehört, jenseits derer der Einfluss der Sonne schwindet und der reine Weltraum beginnt. Die Außenbezirke des Sonnensystems sind jedenfalls komplexer als Astronomen bislang vermutet haben.
Abstracts der Science-Artikel finden Sie hier, hier und hier.