Raumforschung:Indien schickt Sonde zum Mars

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300 Tage sollen es bis zum Ruhm sein: Die Sonde, die Indien jetzt erfolgreich auf den Weg gebracht hat, wird die Oberfläche des Roten Planeten untersuchen, ohne zu landen. Mit der Mars-Mission wollen die Inder den Rivalen China überflügeln.

Von Arne Perras, Singapur

Die Amerikaner haben es geschafft, die Russen und die Europäer - was sollte die Inder noch halten? Prestige war schon immer ein wesentliches Element, das der Raumfahrt Schub verliehen hat. Nun also sind es die Südasiaten, die versuchen, eine Sonde zum Mars zu schicken. Am Dienstagnachmittag (Ortszeit) ist eine Rakete von einer Insel im Golf von Bengalen abgehoben. Reisezeit: 300 Tage. Strecke: 780 Millionen Kilometer. Wenn das gelingt, wären die Inder die Vierten im Rennen um den Mars. Im Sport ist das ein undankbarer Platz. Aber sicher werden die Inder darüber jubeln. Für sie ist es wichtig, dass sie die Chinesen ausstechen.

Peking war zwar schneller am Start, doch der Versuch, zusammen mit den Russen eine Sonde zum Mars zu steuern, scheiterte 2011. Schon viel früher hatten die Japaner eine ähnliche Mission gewagt, auch sie schlug fehl. Diese Vorhaben sind riskant. Mehr als die Hälfte aller gestarteten Versuche, den Mars zu erreichen, sind gescheitert.

Umso größer wäre ein Triumph der Inder. Jeder Vorsprung vor China nährt den Stolz. Gerade jetzt, da die Wirtschaft taumelt, werden Momente nationaler Größe schmerzlich vermisst. Die Strategen in Delhi beschleicht oft das Gefühl, Peking könnte davonziehen. Da schadet es nicht, wenigstens im All die Nase vorn zu haben. Einst waren es Sowjets und Amerikaner, die sich im Weltraum gegenseitig übertrumpfen wollten. Doch der Ehrgeiz nach außerirdischem Ruhm hat sich längst nach Asien verlagert.

Forscher rücken andere Motive ins Licht. Erstmals stünden wissenschaftliche Erkundungen ganz im Vordergrund einer solchen Mission, erklärte der Chef der zivilen indischen Raumfahrtbehörde, Koppillil Radhakrishnan. Erfahrungen hat Indien bisher vor allem mit Satelliten gesammelt, die meist der Kommunikation und manchmal auch der Vorhersage von Katastrophen dienen.

Auch in Indien blühen Weltraum-Träume

Wenn es um das Weltall geht, blühen überall Träume, in Indien ist dies nicht anders. Manche sehen die Nation schon verborgenen Schätzen nachjagen, zum Beispiel Titan. Oder sie denken darüber nach, wo Indien stehen wird, wenn die Menschen einmal den Mars unter sich aufteilen sollten. In jedem Fall ist die Mission ein Test. Wenn sie gelingt, könnte sie den Weg für ganz neue Geschäfte ebnen. Je intensiver im All geforscht wird, desto häufiger werden Vehikel gebraucht, um Instrumente oder Astronauten ins All zu bringen. Ein Zukunftsmarkt ist das, auf den nicht nur die Asiaten spähen.

Indien gibt mehr als eine Milliarde Dollar jährlich für die Raumfahrt aus. Manche Bürger wären jedoch froh, wenn die Regierung nicht ganz so weitsichtig wäre und sich stattdessen erst der Lösung terrestrischer Probleme widmen könnte, bevor sie nach den Sternen greift. Jeder dritte Inder ist im Elend gefangen, und die Armen dürften sich kaum nach dem Mars sehnen. Sie brauchen Trinkwasser und Toiletten.

Immerhin: Die indischen Träume vom Weltall kosten deutlich weniger als die im Westen. Für ihre Mars-Sonde haben sie ein Budget in Höhe von 73 Millionen US-Dollar. Die nächste Mission der amerikanischen Raumfahrtagentur Nasa zum Roten Planeten dürfte fast das Zehnfache kosten.

© SZ vom 05.11.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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