Naturschutz:Forstanstalt: Auerhuhn hat es schwer in Thüringen

Lesezeit: 1 min

Ein Auerhuhnweibchen fliegt im Rahmen einer Auswilderung durch den Wald. (Foto: Sebastian Kahnert/dpa-Zentralbild/dpa/Archivbild)

Es findet immer weniger Lebensraum und hat viele Feinde: Seit Jahren kämpft das Auerhuhn in Thüringen ums Überleben. Ein aufwendiges Artenschutzprogramm zeigt zwar Erfolge, doch der Weg zu höheren Tierzahlen ist steinig.

Direkt aus dem dpa-Newskanal

Erfurt (dpa/th) - Das in Thüringen bedrohte Auerhuhn hat es nach Einschätzung der Landesforstanstalt nach wie vor schwer im Freistaat. „Immerhin haben wir eine Trendwende eingeleitet. Gerne hätten wir einen höheren Bestand, aber wir brauchen einen langen Atem“, sagte der Sprecher von Thüringenforst, Horst Sproßmann. Die Landesforstanstalt setzt sich seit vielen Jahren für den Erhalt des Auerhuhns im Freistaat ein. Seit 2012 gibt es in Ostthüringen bei Unterwellenborn (Kreis Saalfeld-Rudolstadt) eine Aufzuchtstation.

Außerdem werden immer wieder in Schweden gefangene Auerhühner in den Wäldern des Freistaats ausgesetzt, zuletzt im Herbst 2022. Auch in diesem Jahr sollen wieder schwedische Auerhühner den Gen-Pool der Thüringer Artgenossen auffrischen.

Doch Thüringens größter Waldvogel hat viele Feinde und einige Probleme. Die Lebensräume des Auerhuhns seien zurückgegangen. „Das sind halblichte Kiefern- und Fichtenwälder“, sagte Sproßmann. Außerdem gebe es zeitweise zu hohe Rot- und Rehwildbestände. Diese Tiere machten sich über die Heidelbeeren her, die für das Auerhuhn sehr wichtig seien. „Die Heidelbeere ist ein sehr, sehr ergiebiger Nahrungsbestandteil des Auerhuhns. Es frisst an der Heidelbeere alles - angefangen von der Beere bis hin zu den Blättern, den feinen Ästchen und bis hin zu den Wurzeln“, erläuterte Sproßmann.

Eine weitere Entwicklung in Thüringens Wäldern macht dem Auerhuhn zu schaffen: die starke Verbreitung des Waschbären. Die nicht heimischen Tiere verbreiteten sich „aktuell in jedem Forstrevier in Thüringen invasiv“, sagte Sproßmann. Waschbären machten sich mit Vorliebe über die Gelege von Auerhühnern her. Auch Füchsen, Mardern und Wildschweinen schmecken die Eier der Auerhühner.

„Experten schätzen, dass ein Auerhuhngelege im Gelände für die Jungvögel eine Überlebensrate von 15 bis 20 Prozent bedeute“, so Sproßmann. In Naturschutzkreisen gelte der Vogel als eine sehr schwierige Art für Maßnahmen der Bestandssicherung.

In den 70er-Jahren habe es in Thüringen noch etwa 300 Auerhühner gegeben. In den folgenden Jahrzehnten sei die Population stark zurückgegangen - auf etwa ein Dutzend Tiere. „Das Auerhuhn ist nicht ausgestorben, so wie es zu vermuten war, sondern wir gehen davon aus, dass es derzeit vielleicht 30, 40 Tiere gibt“, sagte Sproßmann.

© dpa-infocom, dpa:230403-99-189678/2

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: