Mehr als 400 000 Menschen in der Europäischen Union sterben jährlich an den Folgen von Luftverschmutzung. Zu diesem Ergebnis kommt ein Bericht der Europäischen Umweltagentur (EEA). Für den Bericht wurden Daten zum Einfluss der Umwelt auf die Gesundheit und das Wohlbefinden der Europäer analysiert. Zu den EEA-Mitgliedsländern gehören neben den 27 EU-Staaten Großbritannien, die Schweiz, Liechtenstein, Island, Norwegen und die Türkei. Kooperierende Staaten sind Serbien, Bosnien-Herzegowina, Montenegro, Kosovo, Albanien und Nordmazedonien.
Demnach stellt in Europa die Luftverschmutzung nach wie vor die größte Umweltbedrohung für die Gesundheit dar. 1990 lag die Zahl der darauf zurückgehenden vorzeitigen Todesfälle allerdings noch bei einer Million.
An zweiter Stelle stehe die Lärmbelastung, die zu 12 000 vorzeitigen Todesfällen führe, heißt es in dem Bericht weiter. Auch Auswirkungen des Klimawandels hätten zunehmend ihren Anteil, Hitzewellen und Überschwemmungen zum Beispiel. Menschen in städtischen Umgebungen seien von den Folgen des Klimawandels besonders betroffen, sagte Catherine Ganzleben von der EEA. Weitere von der Umweltagentur genannte Faktoren sind chemische Verbindungen, auf zu starken Antibiotika-Einsatz zurückgehende Resistenzen bei Krankheitserregern und verschmutztes Trinkwasser.
Auffällig sei zudem der deutliche Unterschied zwischen den Ländern in Ost- und Westeuropa. In vielen osteuropäischen Ländern sei die Rate vorzeitiger Tode durch Umweltfaktoren sehr viel höher als in Westeuropa. Den höchsten Anteil an Todesfällen in Zusammenhang mit Umweltbelastungen habe Bosnien-Herzegowina (27 Prozent), den niedrigsten hätten Island und Norwegen (neun Prozent). Auch in Deutschland ist die Situation demnach vergleichsweise gut.
630 000 Tote jährlich durch Umweltfaktoren
Die Untersuchungen stützen sich auf Daten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zu den Todes- und Krankheitsursachen von 2012. Demnach lassen sich etwa 13 Prozent der jährlichen Todesfälle in der EU - das entspricht 630 000 vorzeitig Verstorbenen - auf Umweltfaktoren zurückführen und wären daher vermeidbar. Zu den häufigsten Todesursachen zählen dabei Krebs, Herzerkrankungen und Schlaganfälle.
"Während wir in Europa Verbesserungen in der Umwelt und im Green Deal einen klaren Fokus auf eine nachhaltige Zukunft sehen, zeigt der Bericht, dass Maßnahmen erforderlich sind, um die am stärksten gefährdeten Personen in unserer Gesellschaft zu schützen", sagte EEA-Exekutivdirektor Hans Bruyninckx. Armut gehe häufig mit dem Leben in einer belasteten Umwelt und schlechter Gesundheit einher. "Die Bewältigung dieser Zusammenhänge muss Teil eines integrierten Ansatzes für ein inkludierendes und nachhaltigeres Europa sein."