Klonen:Einer der geistigen Väter des Klon-Schafs Dolly ist tot

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Ian Wilmut bei der Verleihung des Paul-Ehrlich-Preises in der Paulskirche in Frankfurt am Main im Jahr 2005: Vor der Kirche demonstrierten damals rund zwei Dutzend Klon-Gegner gegen die Auszeichnung des schottischen Veterinärwissenschaftlers. (Foto: Michael Probst/AP)

Der Embryologe Ian Wilmut hat die Arbeitsgruppe geleitet, die mit dem Schaf Dolly erstmals den Klon eines Säugetiers erschaffen hat. Er erntete dafür viel Kritik, aber auch Bewunderung. Jetzt ist er im Alter von 79 Jahren gestorben.

Von Christina Berndt

Auf einen Schlag wurde Ian Wilmut im Februar 1997 berühmt: Er gab damals bekannt, dass sein Team am schottischen Roslin Institute erstmals aus einer ausgewachsenen Körperzelle ein Säugetier geklont hatte - ein Schaf, das er mit zweifelhaftem Humor auf den Namen Dolly taufte. Dolly nach der großbusigen Countrysängerin Dolly Parton. Denn das Klon-Schaf war aus einer Euterzelle eines anderen Schafs entstanden, dem es nun bis in die Wolle glich: Beide waren genetisch nahezu identisch, Klone eben.

Wilmut musste damals nicht nur wegen des humorigen Namens heftige Kritik einstecken. International befürchteten andere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, dass sein Team mit der Entwicklung der Klon-Technik den Weg zum Klonen auch von Menschen ebnen würde. Doch Wilmut betonte immer wieder, dass ihm selbiges fern liege. Es sei ihm immer nur um den wissenschaftlichen Fortschritt gegangen und um die Möglichkeiten, mit Hilfe von geklonten Tieren oder Zellen Krankheiten zu heilen.

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Nun ist er im Alter von 79 Jahren gestorben, wie seine Forschungsstätte auf ihrer Homepage mitteilte. Schon viele Jahre hatte Ian Wilmut unter Parkinson gelitten - einer jener Krankheiten, die Wissenschaftler heute mit Hilfe von Klon- und Stammzelltechniken zu heilen versuchen.

Monatelang hatten Wilmut und sein Team damals die Geburt von Dolly verschwiegen. Das Schaf war schon im Juli 1996 von einem Leihmutter-Schaf zur Welt gebracht worden, nachdem es im Labor gezeugt worden war: allein aus der Euterzelle seines Klons mitsamt den darin enthaltenen Genen und einer Eizelle eines anderen Schafs, aus der der Kern und damit die Gene entfernt worden waren. Männlichen Samen brauchte es nicht.

Die Wissenschaftler wollten zunächst abwarten, ob sich Dolly gut entwickeln würde, bevor sie ihre Geburt verkündeten. Einige Jahre erfreute sich das Tier großer Beliebtheit und Aufmerksamkeit im wohl einzigen Schafstall der Welt, in dem ein Gästebuch auslag. Erst mit der Zeit zeigten sich verschiedene Krankheiten, die zum Teil auf den seltsamen Prozess von Dollys Entstehung zurückgeführt wurden. Im Alter von sechs Jahren starb das berühmte Schaf schließlich nach einer Lungenentzündung. Seither steht Dolly ausgestopft in Schottlands Nationalmuseum.

Ob Ian Wilmut wirklich Dollys "geistiger Vater" war, ist durchaus umstritten. Der federführende Wissenschaftler hinter dem Klonen war jedenfalls Keith Campbell. Als Kopf der Arbeitsgruppe hat aber Wilmut den größten Ruhm eingeheimst - ebenso wie die größte Kritik.

Geboren wurde der streitbare Wissenschaftler im Juli 1944 als Sohn einer Lehrerin und eines Lehrers nahe Stratford-upon-Avon, schon in der Schule interessierte er sich für Biologie. Er studierte Veterinärwissenschaften an der University of Nottingham und machte seinen Doktor in Cambridge, wo er sich mit Reproduktionstechniken wie dem Einfrieren von Samenzellen und Embryonen beschäftigte. In Schottland widmete er sich schließlich den Klontechniken. Sein Ziel: die Herstellung genetisch veränderter Tiere und schließlich die Heilung von degenerativen Krankheiten, zu denen neben Parkinson auch Demenzen wie Alzheimer oder die Nervenkrankheit Multiple Sklerose gehören.

Wilmuts Einsatz für die Forschung hörte auch nicht auf, als er selbst schwer erkrankte. Als Patient nahm er an Forschungsstudien teil, um neue Behandlungen zu testen. Ian Wilmut hinterlässt eine Frau, drei Kinder und fünf Enkelkinder.

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