Klimawandel:Streit bis tief in die Nacht

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Nach dem Minimal-Konsens von Kopenhagen vereinbaren Diplomaten aus aller Welt in Bonn einen Fahrplan für die nächsten Verhandlungen.

Michael Bauchmüller

Die Weltgemeinschaft nimmt einen neuen Anlauf für ein globales Klimaabkommen. Nach einer dreitägigen Konferenz in Bonn vereinbarten Diplomaten aus aller Welt am Sonntag einen neuen Verhandlungsprozess.

Bei insgesamt drei Treffen im Sommer wollen sie nun Texte für ein Abkommen aushandeln.

Details dieses Prozesses waren allerdings am Sonntag bis tief in die Nacht noch strittig. Auch gilt es als unwahrscheinlich, dass ein Abkommen schon Ende des Jahres auf der nächsten großen Klimakonferenz im mexikanischen Cancún verabschiedet werden kann.

Das Treffen in Bonn war die erste Zusammenkunft nach dem spektakulären Scheitern der Klimakonferenz in Kopenhagen.

"Das wichtigste war, Vertrauen wieder aufzubauen", sagte die Verhandlungsführerin der spanischen EU-Ratspräsidentschaft, Alicia Montalvo. "In dieser Hinsicht war das Treffen sehr fruchtbar."

Allerdings wirkte das Ergebnis von Kopenhagen auch in Bonn fort: So stritten die 2000 Teilnehmer der Konferenz bis tief in die Nacht, welchen Stellenwert der Copenhagen Accord in den künftigen Verhandlungen haben soll.

Das ist jener Text, auf den sich eine kleine Gruppe von Schlüsselstaaten gegen Ende der Kopenhagener Konferenz verständigt hatte. Die Vereinbarung markierte den Minimal-Konsens zwischen den Staaten und war deshalb stark umstritten.

Sie wurde seinerzeit vom Rest der Staatengemeinschaft nur zur Kenntnis genommen, mehr nicht.

Vor allem Entwicklungsländer sahen sich von dieser Vereinbarung übergangen. Sie soll nun lediglich in ein künftiges Abkommen einfließen, nicht aber dessen Basis bilden.

Umstritten blieb zunächst auch, inwieweit sich die Verhandlungen noch vereinfachen lassen. Denn die Verhandlungen laufen parallel in zwei Strängen: Eine größere Runde, zu der auch die USA gehören, verhandelt über mögliche Grundzüge eines völlig neuen Klimaabkommens.

Und die etwas kleinere Gruppe der Kyoto-Staaten berät über eine mögliche Fortsetzung des derzeit geltenen Kyoto-Protokolls. Das Protokoll ist derzeit die einzige Grundlage für den globalen Klimaschutz. 2012 endet die erste Periode fester gegenseitiger Verpflichtungen. Weil beide Gruppen ähnliche Themen zu verhandeln haben, sollen sie künftig enger kooperieren.

"Es war klar, dass man aus einem solchen Treffen keine neue politische Dynamik ziehen kann", sagte Kathrin Gutmann, Klimaexpertin des WWF, am Rande der Gespräche.

Das müssen nun die weiteren Treffen bringen. So treffen Anfang Mai auf dem Petersberg in Bonn Minister aus 43 Staaten zusammen. Sie müssten dann auch die Richtung für die weiteren Verhandlungen vorgeben, forderte Gutmann.

© SZ vom 12.04.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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