SZ-Klimakolumne:Ein gefährliches Spiel

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Und die Förderung geht immer weiter: Eine Ölbohrplattform in den USA. (Foto: Eli Hartman/dpa)

Weltweit planen Länder und Unternehmen neue Kohle-, Öl- und Gasprojekte. Dabei schreitet die Erderwärmung schnell voran. Wohin soll das führen?

Von Thomas Hummel

Für alle, die die inzwischen rasante Erderwärmung als bedrohlich einschätzen, war der "Production gap report" Anfang der Woche sehr betrüblich. Mehrere Umwelt- und Klimainstitute, Universitäten sowie das Umweltprogramm der Vereinten Nationen Unep hatten untersucht, ob die weltweiten Pläne zur Förderung von Öl, Gas und Kohle mit den Pariser Klimazielen in Einklang zu bringen seien. Ergebnis: nie und nimmer.

Überall auf der Welt werden fröhlich neue Projekte geplant. Kohle in Indien, Indonesien oder Russland, Öl in den USA oder in den arabischen Ländern. Selbst in Großbritannien und Norwegen wurden neue Förderlizenzen vergeben. Dazu natürlich verflüssigtes Erdgas (LNG), das neue fossile Gold. Hier steht der Welt eine massive Ausweitung der Kapazitäten bevor.

Auf der anderen Seite stehen die Klimaforscher, die warnen und warnen: Wenn ihr weiter fossile Brennstoffe verfeuert und damit Treibhausgase ausstoßt, dann droht ein Zusammenbruch der Lebensgrundlage für Umwelt, Tier und Mensch. Denn dann steigt die Temperatur weiter mit all den Folgen, die wir bereits sehen: Hitze, Dürre, Starkregen, Überschwemmung, steigender Meeresspiegel.

Das Jahr 2023 wird ziemlich sicher das wärmste seit Beginn der Messungen, erklärte gerade der europäische Klimadienst Copernicus. Es kratzt bereits am 1,5-Grad-Celsius-Limit, das im Pariser Klimaabkommen steht. Es ist ein gefährliches Spiel, das ein recht kleiner Teil der Menschheit hier betreibt. Wann wird das auch diesen Leuten zu heiß? Die Weltklimakonferenz, die vom 30. November an in den Vereinigten Arabischen Emiraten stattfindet, dürfte Aufschlüsse darüber geben. Der Chef der Veranstaltung, Sultan Ahmed al-Jaber, ist übrigens gleichzeitig Chef der staatlichen Öl- und Gasfirma Adnoc. Die Interessenskonflikte könnten offenliegen wie noch nie. Es wird, wenn man das so sagen darf, spannend.

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