Der Klimawandel wirkt sich weiterhin aus - auch wenn Politik und Medien das Thema angesichts der Eurokrise fast vergessen zu haben scheinen.
Jetzt berichten Wissenschaftler des Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung über einen fortschreitenden, dramatischen Eisschwund im arktischen Ozean rund um den Nordpol.
Entlang einer 2500 Kilometer langen Linie hätten die Wissenschaftler fast ausschließlich einjähriges, etwa 90 Zentimeter dünnes Eis vorgefunden. Das mehrjährige, zwei bis fünf Meter dicke Eis hingegen schmelze schneller als bisher angenommen und sei bis spätestens 2050 vollständig verschwunden, so die Forscher. Lediglich im kanadischen Becken und vor Sibirien entdeckten sie noch mehrjähriges Eis.
Insgesamt erreiche die Eisschmelze in diesem Sommer die Außmaße des Rekordminimums von 2007, erklärte Expeditionsleiterin Ursula Schauer. Außerdem habe das Forschungsschiff Polarstern auf seiner mehr als 11.800 Seemeilen langen, 16-wöchigen Fahrt auch Gebiete durchquert, auf denen sich im September vor vier Jahren bereits wieder erstes Eis gebildet hatte. "Dieses Mal war von Eisbildung weit und breit nichts zu sehen", so Schauer.
Die Polarstern war am Donnerstag zum dritten Mal in ihrer 30-jährigen Geschichte von einer Nordpolüberquerung in den Heimathafen Bremerhaven zurückgekehrt.
Zur Messung der Eisdicke hatten die Forscher das Eis in Helikoptern überflogen, an denen spezielle torpedoförmige Messinstrumente angebracht waren. Anhand der gewonnenen Daten wollen die Forscher in den kommenden Monaten unter anderem die Konsequenzen der Eisschmelze abschätzen.