Japan:Verdruss über den Oscar

Lesezeit: 1 min

Der Dokumentarfilm über grausame Delfinjagden in Japan hat einen Oscar gewonnen. Die Fischer, die unfreiwillig die Hauptrolle spielen, sind verärgert.

Der Oscar für den Dokumentarfilm "The Cove" über das Delfin-Schlachten in Japan hat in dem japanischen Fischerort Taiji für wenig Begeisterung gesorgt. Manche Passagen in dem Film seien "falsch" und beruhten nicht auf wissenschaftlichen Tatsachen, erklärten Bürgermeister Kazutaka Sangen und die örtliche Fischereigenossenschaft am Montag.

Die Fischer aus Taiji treiben jedes Jahr rund 2000 Delfine in einer abgelegenen Bucht zusammen. Einige Dutzend werden gefangen und in Delfinarien gebracht, die restlichen werden mit Harpunen getötet und zu Fleisch verarbeitet. Die Jagden finden nach Angaben von Tierschützern im Verborgenen statt. Das Team um Regisseur Louie Psihoyos hatte die umstrittene Tradition für "The Cove" (deutscher Titel: "Die Bucht") teils mit versteckten Kameras gefilmt.

Der Delfinfang sei Teil der Esskultur im Südwesten Japans, verteidigte Takehisa Kobata, der in Taiji in einer Tankstelle arbeitet, die Tradition. "Ich frage mich, wo der Unterschied ist, Delfine zu töten oder andere Säugetiere wie Kühe oder Schweine."

Jürgen Ortmüller, der die Tierschutzorganisation "Wal- und Delfinschutz-Forum" gegründet hat, glaubt daher auch nicht an eine große Wirkung des Films. Die Fischer würden auch weiterhin Delfine jagen. Nur schlügen sie jetzt Holzpflöcke in die Wunden der Tiere, um die verräterische Rotfärbung des Wassers zu vermeiden, sagte er: "Viel mehr hat der Film in Taiji nicht bewirkt".

Die Naturschutzorganisation Pro Wildlife äußerte dagegen die Hoffnung, dass der Film, der ab April in japanische Kinos kommt, die Bevölkerung wachrütteln werde. Ein Großteil der japanischen Bevölkerung wisse überhaupt nicht, dass in ihrem Land Delfine gejagt werden.

Der Tierschützer Ric O'Barry, der in dem Film die Hauptrolle spielt, sah sich nach der Oscar-Verleihung veranlasst zu erklären, dass es den Machern nicht um eine Verunglimpfung der Japaner gehe. Der Film wolle nur aufklären, sagte der der Delfin-Schützer, der in den 60er Jahren die Tiere für die US-Serie "Flipper" trainierte.

© sueddeutsche.de/AFP/dpa/beu/holz - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: