Auch bei seinem Ausflug an die Außenwand der ISS fotografierte Gerst
(Foto: ESA via Getty Images)Etwa 130 Millionen Euro gibt allein Deutschland jährlich für den Betrieb der ISS aus. Ist es das wert?
Ja, selbstverständlich. Wir schießen das Geld ja nicht in den Weltraum, sondern finanzieren damit in Deutschland die Entwicklung neuer Technologien. Als Gesellschaft - ganz besonders in einem Hochtechnologieland mit wenig eigenen Rohstoffen - sind wir auf diese Ideen angewiesen. Hinzu kommt die Wissenschaft an Bord der ISS, die neuen Medikamente, die internationale Zusammenarbeit und nicht zuletzt die Tatsache, dass wir Menschen schon immer Entdecker waren: Sobald wir Flöße bauen konnten, sind wir über Flüsse gefahren. Sobald wir Schiffe bauen konnten, sind wir hinter den Horizont gesegelt. Sobald wir fliegen konnten, sind wir geflogen. Und jetzt können wir Raumschiffe bauen, also fliegen wir in den Weltraum, um ihn zu entdecken.
Der deutsche Beitrag für zwei Jahre ISS würde reichen, um eine weitere Sonde wie Philae zu bauen, die gerade Millionen Menschen mit ihrer Landung auf einem Kometen begeistert hat.
Das eine kann das andere doch nicht ersetzen. Es wäre sogar schädlich, sich nur auf ein Feld zu konzentrieren. Weder die bemannte noch die robotische Raumfahrt dürfen vernachlässigt werden.
Menschen im All können nicht nur Probleme lösen, sie können auch Probleme verursachen. Wie war die Stimmung in Ihrer Crew?
Herzlich. Wir haben viel Spaß gehabt.
Kein Ärger, keine Streitereien, kein böses Wort? Echt nicht?
Selbst, wenn es einmal eine Situation gab, die einer von uns nicht so toll fand, haben wir zwei Minuten später darüber gelacht. Wirklich. Das lag vielleicht daran, dass wir alle einen ähnlichen Humor haben. Außerdem mussten wir einander nichts vormachen, niemand musste beweisen, wie toll er ist und wie stark. Im Gegenteil: Wenn jemandem ein peinliches Missgeschick widerfuhr, war das ein beliebtes Gesprächsthema - und Anlass immer wieder gemeinsam darüber zu lachen.
Was ist Ihnen denn so passiert?
Mir sind in der Schwerelosigkeit zum Beispiel alle möglichen Dinge davon geschwebt, ein MP3-Player oder mein persönlicher Löffel. Der war zwei Wochen verschwunden, dann hat ihn Max Surajew, unser Kommandant, wieder gefunden. Einen Tag später habe ich den Löffel erneut verloren. Das war mir schon etwas peinlich. Aber anschließend darüber zu lachen - das waren genau die Momente, die das Leben an Bord der Station so angenehm gemacht haben.