Infarkt-Risiko:Glück für das Herz

Lesezeit: 1 min

Kardiologen könnten ihren Patienten demnächst bessere Laune verordnen. Denn wer optimistisch und zufrieden ist, bekommt einer neuen Studie zufolge seltener Infarkte.

W. Bartens

Pessimisten bezweifeln natürlich, dass solche Studien überhaupt etwas taugen. Solch komplexe Dinge wie die Gemütsverfassung lassen sich nur unter reduktionistischen Verrenkungen mit wissenschaftlichen Kriterien erfassen, bemängeln sie. Und überhaupt, was soll das Ganze? Einem notorischen Nörgler, der es sich mit seiner Selbst- und Fremdsicht bequem gemacht hat, kann man ja wohl kaum den plumpen Rat "Sei positiv" geben. Oder etwa doch?

"Es gibt ja Menschen, die warten auf ihre zwei Wochen Jahresurlaub, um ein bisschen Spaß zu haben": Ungesund ist dies Kardiologen zufolge. (Foto: Foto: ddp)

Kardiologen könnten demnächst zum Gefühlsberater werden und ihren Patienten bessere Laune verordnen. Schließlich hat ein Team um Karina Davidson von der Columbia Universität in New York gerade festgestellt, dass Menschen, die zumeist optimistisch, glücklich und zufrieden sind, seltener an Herzerkrankungen leiden als Grantler und Schwarzseher. Im Fachblatt European Heart Journal (online) stellen die amerikanischen Kardiologen ihre Ergebnisse vor. "Jeder sollte versuchen, in seinen Alltag ein paar Aktivitäten zu integrieren, die ihm wirklich Freude bereiten", rät Davidson. "Es gibt ja Menschen, die warten auf ihre zwei Wochen Jahresurlaub, um ein bisschen Spaß zu haben."

Die Forscher hatten mehr als 1700 beschwerdefreie Erwachsene über einen zehnjährigen Zeitraum begleitet. Zu Beginn wurden typische Risikofaktoren für Herzinfarkt erfasst. Zudem erstellten die Forscher ein detailliertes Persönlichkeitsprofil und ermittelten die Alltagszufriedenheit wie auch die emotionale Balance. Wie groß waren Angst und negative Gefühle, kamen depressive Verstimmungen vor und konnten positive Gefühle erlebt und gezeigt werden?

Nach zehn Jahren zeigte sich, dass in der Gruppe mit optimistischer Grundhaltung 22 Prozent weniger Herzinfarkte und Angina-pectoris-Anfälle auftraten. "Wenn jemand, der grundsätzlich positiv eingestellt ist, während der Untersuchung gerade depressiv verstimmt war, hatte er dennoch insgesamt ein geringeres Risiko für Infarkte", sagt Davidson.

Optimisten erholen sich schneller

Warum Optimismus Herz und Gefäße schont, ist im Detail noch unklar. Ärzte vermuten, dass Menschen mit positiver Einstellung weniger Stress erleben und ihr Körper so längere Phasen der Entspannung genießen kann, in denen Herz und Gefäße nicht durch Adrenalin, Kortison und andere Alarmmoleküle aufgepeitscht werden. Zudem erholen sich optimistische Menschen offenbar schneller von belastenden Erlebnissen, anstatt sie immer wieder in Negativ-Schleifen nachzubearbeiten.

"Wir kennen den Teufelskreis aus Depression und Herzkreislaufleiden schon länger und sollten uns in der Forschung stärker auf Abhilfe konzentrieren", fordern Bertram Pitt und Patricia Deldin in einem begleitenden Kommentar. "Behandlungen, in denen positive Affekte gestärkt werden, könnten zur optimalen Therapie werden - und uns alle mehr lächeln lassen."

© SZ vom 18.02.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Psychologie im Alltag
:Der perfekte Tag

Flirten oder den Chef überzeugen: Psychologen kommen manchmal zu Erkenntnissen, die unglaublich nützlich sind. Hier erfahren Sie die Tricks in Bildern.

Berit Uhlmann

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: