Weimar:Buchenwald-Überlebender wird Weimarer Ehrenbürger

Lesezeit: 1 min

Der Holocaust-Überlebende Naftali Fürst. (Foto: Jonas Weber/Bundeswehr/dpa/Archivbild)

Mit Naftali Fürst hat die Stadt Weimar zum zweiten Mal in diesem Jahr einen Überlebenden des Konzentrationslagers Buchenwald als Ehrenbürger ausgezeichnet. "Die...

Direkt aus dem dpa-Newskanal

Weimar (dpa/th) - Mit Naftali Fürst hat die Stadt Weimar zum zweiten Mal in diesem Jahr einen Überlebenden des Konzentrationslagers Buchenwald als Ehrenbürger ausgezeichnet. „Die Verleihung der Ehrenbürgerwürde an Holocaust-Überlebende ist zugleich ein Versprechen der Stadt, sich jeder Form von Antisemitismus kraftvoll entgegenzustemmen“, sagte Oberbürgermeister Peter Kleine (parteilos) bei der Unterzeichnung der Urkunde am Freitag. Im März hatte bereits der KZ-Überlebende Günter Pappenheim die Würdigung erhalten - er starb wenige Wochen später.

Naftali Fürst war 1944 als Zwölfjähriger gemeinsam mit seinen Eltern und seinem Bruder in das Vernichtungslager Auschwitz verschleppt worden. Später wurde er auf einen „Todesmarsch“ nach Buchenwald bei Weimar geschickt. Trotz einer schweren Krankheit überlebte er und wurde 1945 als eines von 900 Kindern befreit.

Über 50 Jahre habe Fürst nicht mehr über die Lager gesprochen und sich geschworen, keinen Fuß mehr nach Deutschland zu setzen, hieß es in der Mitteilung der Stadt. Erst im Jahr 2005 folgte er einer Einladung nach Weimar und reiste im Anschluss öfter von seinem Wohnort in Israel nach Thüringen, um von seinen Erfahrungen zu berichten. Er ist Vorsitzender des Beirats ehemaliger Häftlinge des KZ Buchenwald und vertritt Israel im Internationalen Komitee Buchenwald-Dora.

Aus Sicht der Gedenkstätte Buchenwald sei die Auszeichnung „ein wichtiges Zeichen“, sagte ein Sprecher. Es sei aber wichtig, nicht nur individuelle Leistungen anzuerkennen. Dass in Weimar alle Buchenwald-Überlebenden auf Antrag die Ehrenbürgerschaft erhalten können, sei daher „ein Bekenntnis, das seinesgleichen sucht“.

Generell sei aber spürbar, dass es immer weniger Zeitzeugen gibt, sagte er weiter. Dadurch falle die persönliche Begegnung weg. Für die Gedenkstätte gelte es Wege zu finden, um auch die Fragen kommender Generationen zu beantworten. „Erinnerung ist nicht ein Festhalten, sondern immer ein neues Erarbeiten.“

© dpa-infocom, dpa:210709-99-322915/3

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: