Die Universität Birmingham ist auf Koran-Seiten gestoßen, die zu den ältesten erhaltenen Schriftstücken des Islam zählen sollen. Wie die Universität mitteilte, sei das Pergament irgendwann zwischen 568 und 645 hergestellt worden, und wohl kurze Zeit später beschrieben worden. Auf diesen Zeitraum von 77 Jahren hatte ein Labor der Universität Oxford das Material mithilfe der Radiokarbon-Methode datiert.
Sollte die Eingrenzung zutreffen, würde das bedeuten, dass das Manuskript noch zur Lebenszeit Mohammeds oder kurz nach seinem Tod geschrieben worden ist. Der Prophet soll von 570 bis 632 gelebt haben.
Das Manuskript ist schon lange im Besitz der Universität Birmingham, wurde allerdings bislang nicht genau datiert. Es besteht aus zwei Blatt Pergament und enthält Teile der Suren 18 bis 20. Diese sind mit Tinte in einer frühen Schriftform des Arabischen, genannt Hijazi, niedergelegt. Lange war das Manuskript fälschlicherweise mit einem anderen Koranmanuskript zusammengebunden, das aus dem späten siebten Jahrhundert stammt.
Große Übereinstimmungen mit der heutigen Form
Es geht also um weniger als hundert Jahre, doch für die Erforschung der Frühzeit des Korans macht das einen enormen Unterschied. Gemäß des islamischen Glaubens soll sich dem Propheten Mohammed der Koran ab dem Jahr 610 durch göttliche Zeichen offenbart haben. Die Verse kursierten unter seinen Anhängern vor allem mündlich; manches wurde auch auf Pergament, Stein oder Palmenblättern niedergeschrieben.
Erst nach Mohammeds Tod im Jahr 632 bestimmte der Kalif Uthman, ein Nachfolger Mohammeds als Anführer der Muslime, dass die Offenbarungen in Form eines Buchs zusammengefasst werden sollten. Die vollständige Version des Korans wurde 650 fertiggestellt. Muslime glauben, dass der heutige Koran dieser Version entspricht.
Über die ersten schriftlichen Niederlegungen des Koran ist relativ wenig bekannt. Die Untersuchungen des Pergaments zeigten, dass die darauf geschriebenen Teile des Koran "mit hoher Wahrscheinlichkeit auf weniger als zwei Jahrzehnte nach Mohammeds Tod datiert werden können", erklärte der Islam-Forscher David Thomas in einer Mitteilung der Universität Birmingham. Er sei also relativ kurz nach dem Zeitpunkt der Offenbarung aufgeschrieben worden; zudem seien die Übereinstimmungen mit der heutigen Form des Korans sehr groß. "Das stützt die Auffassung, dass der Text nur sehr geringe oder keine Änderungen erfahren hat."