Die DNA ist für die Aufklärung vieler Verbrechen unerlässlich. Zukünftig könnte auch der Geruch eines Menschen für die Forensik noch relevanter werden als bislang. Forschende der Florida International University in Miami berichten, wie sie anhand des Geruchprofils einer Person deren biologisches Geschlecht bestimmen können. Auch andere Identifizierungsfaktoren wie ethnische Herkunft oder Alter könnten anhand des Geruchs erkannt werden, schreibt das Team im Wissenschaftsjournal Plos One.
Die Gruppe um den forensischen Chemiker Kenneth Furton von der Florida International University nutzte dazu die Massenspektrometrie, eine Methode, die ermöglicht, die Masse von Molekülen oder Atomen zu messen. Massenspektrometer funktionieren wie eine Art Sortiermaschine.
Die elektrisch aufgeladenen Teilchen werden durch ein magnetisches Feld beeinflusst, welches die Bewegungsrichtung ablenkt. Die Stärke der Ablenkung hängt von der Masse und der Ladung der Teilchen ab. Schwere Teilchen werden weniger stark abgelenkt als leichtere Teilchen. Durch die Messung der Ablenkung können so Rückschlüsse auf die Masse der Teilchen gezogen werden.
Woraus besteht der menschliche Geruch?
Die Forscher nahmen Proben von den Handflächen von 60 freiwilligen Testpersonen, 30 männlichen, 30 weiblichen. In 58 Fällen ließ sich die Geruchsprobe dem richtigen Geschlecht zuordnen. Nur eine weibliche und eine männliche Probe wurden jeweils falsch erkannt. Die Einteilung basierte auf den zuvor isolierten Molekülen, wobei die Anzahl der Moleküle charakteristisch für das jeweilige Geschlecht sei.
Ziel der Forschung war es, neben der DNA auch den menschlichen Geruch als biometrisches Merkmal nutzbar zu machen. Das Geruchsprofil eines Menschen ist ebenfalls individuell und könnte bei der Aufklärung von Verbrechen helfen. Allerdings bleibt abzuwarten, wie bedeutsam Geruch für die Rechtsmedizin wirklich ist. Denn solange Handgeruch wahrnehmbar ist, sei in der Regel auch DNA vorhanden, anhand derer man mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit Personen identifizieren könne, sagt Annette Thierauf-Emberger, Direktorin des Instituts für Rechtsmedizin an der Uniklinik Freiburg. Einen praktischen Nutzen der Technik für die rechtsmedizinische und kriminaltechnische Arbeit sieht sie derzeit nicht.
Der Geruch eines Menschen setzt sich aus unterschiedlichen flüchtigen organischen Verbindungen zusammen. Durch das ständige Ablösen der menschlichen Oberhaut wird so auch der eigene Geruch an die Umwelt abgegeben. Der individuelle Geruch setzt sich, so die gängige Lehrmeinung, aus primären, sekundären und tertiären Gerüchen zusammen. Die primären Gerüche sind jene, die für den individuell charakteristischen Geruch sorgen und genetisch und mikrobiell bestimmt sind.
Die sekundären Gerüche sind dagegen durch den Aufbau der Haut und damit auch der Drüsen darin bestimmt. Als letzte und am schnellsten sich ändernde Komponente des Geruchs stehen die tertiären Gerüche, die auf äußere Einflüsse wie kosmetische Produkte, Seifen oder Parfums zurückzuführen sind. Die Ursache der geschlechtsspezifischen Molekülzusammensetzungen des Geruchs könne, so Chemiker Kenneth Furton, noch nicht geklärt werden. Es sei jedoch wahrscheinlich, dass die Unterschiede des Geruchprofils auf genetische Faktoren zurückzuführen sind.