Geparde:Vom Jäger zum Gejagten

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Geparde im Massai Mara Nationalpark in Kenia (Foto: dpa)

Weltweit leben nur noch rund 7000 Geparde in Freiheit. Und ihre Zahl geht weiter zurück.

Von Kathrin Zinkant

Was die Deutschen über das eleganteste Tier dieses Planeten wissen, haben sie im Wesentlichen Bernhard Grzimek zu verdanken. Bis in die 1980er-Jahre brachte der Frankfurter Zoodirektor regelmäßig eine Gepardin mit in seine Sendung "Ein Platz für Tiere". Da saß Cheetah mit ihrem athletischen Körper dann brav vor ihm auf dem Tisch, sammelte Fleischhäppchen vom Studioboden oder sprang weniger brav am seelenruhigen Grzimek herum. Vielen sind diese Bilder unvergesslich. Doch heute würde sich Grzimek womöglich selbst ärgern, dass er dem schönen Tier das Image einer Fernsehkatze verliehen hat - einer, die, wenn nicht bei ihm zu Hause, dann im Zoo lebt.

Denn außerhalb der westlichen Tiergärten ist es brenzlig geworden für den Gepard. Das beweist die bislang umfassendste Bestandsaufnahme, die ein internationales Team um die britische Zoologin Sarah Durant jetzt in der anerkannten Fachzeitschrift Proceedings of the National Acadamy of Sciences veröffentlicht hat. Weltweit leben demnach nur noch gut 7000 Geparde in Freiheit, die meisten in Afrika. Die Größenordnung des Bestands entspricht dem des stark gefährdeten Tigers, von dem es noch 5000 Exemplare weltweit gibt. Und wenn der Niedergang der Geparde so voranschreitet, wie es die Forscher berechnet haben, könnte ihre Zahl in den kommenden 15 Jahren um weitere 70 Prozent einbrechen.

Die Gründe für diesen dramatischen Niedergang unterscheiden sich dabei deutlich von jenen, die zur Gefährdung von Elefanten, Tigern oder Nashörnern geführt haben. Das schnellste Landtier der Erde ist weder für die mystische Heilkunde, noch als Wohnzimmerdekoration sehr gefragt. Das Problem des Gepards ist vielmehr, dass er extrem weite Wege zurücklegt. Sein Revier kann sich über mehr als 3000 Quadratkilometer erstrecken.

Der dafür nötige Platz fehlt in allen ursprünglichen Lebensräumen der Tiere. Nur neun Prozent dieser Flächen sind überhaupt übrig, drei Viertel davon liegen außerhalb der kleinen Nationalparks. Jenseits der Parks findet der Gepard jedoch immer weniger Nahrung. Aus Angst ums Vieh werden die Tiere geschossen. Und wo sich der Mensch nicht selbst breitgemacht hat, zerschneiden Highways und Zuggleise die Rückzugsorte der Geparde. Die seltenen Tiere geraten im Wortsinn unter die Räder.

"Unsere Studie zeigt, dass die Gefährdung dieser Tiere bislang unterschätzt wurde", sagt Sarah Durant. In Asien ist der Gepard schon praktisch ausgelöscht. Und in Afrika sieht es derart schlecht aus, dass die Fachleute nun dringend zweierlei fordern: Zum einen müsse der Gepard auf der Roten Liste der bedrohten Arten endlich als vom Aussterben bedroht eingestuft werden. Bislang gilt er nur als gefährdet. Zum anderen sei ein "Paradigmenwechsel im Artenschutz" vonnöten. Man müsse die Tiere nicht mehr nur innerhalb der Reservate schützen, sondern auch außerhalb, durch Gemeinschaftsarbeit und Aufklärung.

In Gebieten, in denen Menschen um ihre Existenz kämpfen, wird das schwer. Dessen sind sich die Autoren der Studie bewusst. Doch wenn der Gepard nicht eines Tages wirklich als reines Zoo- und Fernseh-Tier enden soll, wird man einen Weg finden müssen.

© SZ vom 28.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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