Genmodifizierter Lachs:Frische Fische aus dem Gen-Labor

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Der AquAdvantage-Lachs ist das erste genveränderte Tier, das verspeist werden darf. (Foto: REUTERS)

In den USA darf das erste gentechnisch veränderte Tier verspeist werden - der Lachs "AquAdvantage". Für die Umwelt ist das wahrscheinlich eine gute Nachricht.

Kommentar von Kai Kupferschmidt

Beim Essen fällt der Mensch naturgemäß Bauchentscheidungen. Neues und Unbekanntes stößt oft auf Skepsis. Da wird der Lachs der Firma AquaBounty kaum Begeisterung auslösen. Dank zweier hinzugefügter Genabschnitte, einer aus dem Königslachs und einer aus einer anderen Fischart, wächst das Tier doppelt so schnell wie herkömmlicher Lachs. Entwickelt wurde der Fisch vor mehr als 20 Jahren. Soeben hat ihn die FDA, die US-Lebensmittelbehörde, zum Verzehr zugelassen - der Lachs ist das erste gentechnisch veränderte Tier, das auf dem Teller landen könnte.

Die Diskussion um genetisch veränderte Lebensmittel dürfte damit erneut aufwallen: Gefährdet der Fisch die Gesundheit? Können die Fische, aufgezogen in Wassertanks in Panama und Kanada, in die Umwelt gelangen? Würden sie dort den natürlichen Lachs verdrängen? Das alles hat die FDA zwei Jahrzehnte lang geprüft. Sie ist zu dem Schluss gekommen, dass der Fisch weder für den Menschen noch für die Umwelt eine Gefahr darstellt. Letzteres, weil nur sterile Weibchen hergestellt werden, natürliche Fortpflanzung ist ausgeschlossen. Was bleibt, ist das Bauchgefühl, dass Menschen der Schöpfung ins Handwerk pfuschen und der Frankenfisch irgendwie ekelhaft ist.

Es werden nur sterile Weibchen hergestellt, natürliche Fortpflanzung ist ausgeschlossen

Tatsächlich hat der Lachs die gleichen Probleme wie andere Gentech-Produkte. Es steht ein großes Unternehmen dahinter, das zum Monopolisten wachsen könnte. Für den Verbraucher ist kein klarer Vorteil erkennbar. Aber das Beispiel zeigt eben auch, was möglich ist mit moderner Biotechnik. Der Fisch verbraucht wohl weniger Nahrung, Energie, Platz - ist also umweltfreundlicher.

Sollte das stimmen, tut sich ein Zielkonflikt auf für all jene, die einerseits nach Lösungen für eine Welt mit wachsender Bevölkerung und schwindenden Ressourcen suchen und andererseits ein pauschales Veto gegen Gentechnik einlegen. Es gibt andere Beispiele: Schweine, die weniger Phosphor ausscheiden. Genetisch veränderte Moskitos der Firma Oxitec, die Malaria und andere Krankheiten bekämpfen können. Reis, der Vitamin A enthält, und in armen Ländern Tausende Kinder vor dem Erblinden schützen könnte. Für jedes einzelne Produkt müssen Risiken und Nutzen sorgsam abgewogen werden. Manchmal lohnt sich das Risiko nicht. Aber es wäre unverantwortlich, eine Technik rundum zu verteufeln, die ökologisches Potenzial hat.

Umweltaktivisten betonen oft, dass Menschen Verzicht üben müssen, um die Natur zu bewahren. Womöglich gehört dazu der Verzicht auf eine pauschale Ablehnung der Gentechnik.

© SZ vom 21.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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