Ökologie:Mehr Moor

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Das Lechhausener Moos, eines der größten Niedermoorgebiete Bayerns, soll wiedervernässt werden. (Foto: Florian Fuchs)

Der weltweite Verlust von Feuchtgebieten durch die Landnutzung des Menschen ist kleiner als bisher angenommen. Für die Zukunft von Mooren gibt es dennoch viel zu tun.

Von Vera Schroeder

Feuchtgebiete, vor allem Moore, werden in vielen Ländern seit Jahrhunderten für die menschliche Nutzung entwässert. Dabei sind in den besonders torfhaltigen Böden dieser Gebiete riesige Mengen Kohlenstoff gespeichert, die durch die Entwässerung und den Kontakt mit der Luft über lange Zeiträume in die Atmosphäre entweichen. Deshalb sind trockengelegte Moore und sonstige Feuchtgebiete ein bedeutender und oft unterschätzter Treiber des Klimawandels - während nasse Moore neben dem Wald die wichtigsten natürlichen CO₂-Senken sind.

In einer im Fachmagazin Nature veröffentlichten Studie eines Autorenkollektivs unter der Leitung der Stanford University wurde nun festgestellt, dass der globale Verlust von Feuchtgebieten über die vergangenen Jahrhunderte kleiner war als bisher angenommen. Dafür rekonstruierten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Tausende von Landnutzungskarten seit dem Jahr 1700 in 154 Ländern der Erde - und verglichen diese mit der heutigen Verteilung entwässerter Feuchtgebiete. Das Ergebnis: Während man bisher davon ausging, dass weltweit zwischen 50 und 87 Prozent der Feuchtgebiete urbar gemacht und dafür entwässert wurden, sind es nach diesen neuen Daten lediglich 21 bis 35 Prozent des nassen Lands.

Angesichts der Bedeutung der natürlichen Klimasenke Moor ist das eine erfreuliche Nachricht. Gleichzeitig steckt darin aber auch eine wichtige und herausfordernde Schutz- und Restaurationsaufgabe. Feuchtgebiete sind eines der am stärksten bedrohten Ökosysteme der Erde. Dabei sind sie neben ihren Fähigkeiten als Kohlenstoffspeicher auch für die Artenvielfalt, den Hochwasserschutz und den Nährstoffkreislauf enorm wichtig. Die bestehenden naturnahen Gebiete müssten deshalb, so die Autorinnen und Autoren der Studie, vor weiteren menschlichen Eingriffen unbedingt geschützt werden. Dazu braucht es globale Anstrengungen, um bereits trockengelegte Flächen wiederzuvernässen und damit die CO₂ Emissionen zu stoppen. "Die entwässerten Moore sind verantwortlich für vier bis fünf Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen: Es sind relativ kleine Flächen, aber mit Riesenfolgen!", sagt Hans Joosten, Greifswalder Moorkundler und Co-Autor der Studie.

In Deutschland, einem Land, das global gesehen als Entwässerungsweltmeister gilt, sind derzeit 94 Prozent der Moore entwässert, lediglich zwei Prozent sind in einem naturnahen Zustand, und vier Prozent wurden mittlerweile wiedervernässt.

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