Eingewanderte Tiere und Pflanzen:Stört die fremde Art?

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Heimisch oder fremd, nützlich oder schädlich? Solche Kategorien für Tiere und Pflanzen wirken praktisch - sind aber wissenschaftlich oft nicht haltbar. Das zeigen Ökologen am Beispiel invasiver Pflanzenarten.

Von Katrin Blawat

Um das Chaos in der Natur zu ordnen, helfen klare Kategorien: Fremde Tier- oder Pflanzenarten werden heimischen gegenübergestellt, nützliche Spezies gegen schädliche abgegrenzt.

Das ist praktisch - aber wissenschaftlich oft nicht haltbar, wie sich zunehmend zeigt. Wie sich zum Beispiel in ein neues Gebiet eingewanderte Pflanzenarten langfristig auf den neuen Lebensraum auswirken - etwa auf die Biodiversität -, ist in vielen Fällen unbekannt.

Führt eine fremde Pflanzenart dazu, dass mehrere der heimischen Gewächse aus dem Gebiet verschwinden? Oder zieht die neue Spezies vielleicht sogar weitere Arten an - oder ändert sich auf lange Sicht so gut wie gar nichts?

Nicht einmal mithilfe einer groben Faustregel ließen sich Antworten auf diese Fragen finden, schreiben nun Thomas Stohlgren vom US Geological Service in Colorado und Marcel Rejmanek von der University of California in Davis in den Proceedings of the Royal Society B (online).

Sie widersprechen damit einer Science-Studie aus dem vergangenen Jahr. Darin hatten die Autoren berichtet, es hänge von der Größe des untersuchten Gebietes ab, ob eine fremde Art als Bedrohung oder Bereicherung der Flora gesehen werde. Untersuche man kleine Flächen, scheinen sich die Neuankömmlinge demnach eher negativ auszuwirken.

Stimmt nicht, widersprechen nun Stohlgren und Rejmanek. Sie konnten in ihrer Studie, die sich auf mehrere Hundert Flächen in elf amerikanischen Bundesstaaten bezieht, keinen solchen Zusammenhang erkennen. Zu viele andere Faktoren entschieden mit darüber, wie sich eine neue Pflanzenart auf heimische Gewächse auswirkt: etwa, ob ständig weitere Exemplare der neuen Art nachkommen, oder ob es sich um eine einmalige Einwanderung handelt.

So zeigt die entschiedene Kritik der beiden Autoren an den Studien einiger ihrer Kollegen vor allem eins: Auf die Frage nach dem Nutzen oder Schaden durch fremde Gewächse wird es noch viele widersprüchliche Antworten geben.

© SZ vom 29.01.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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