Deutsche Raumfahrt:Michelchens Mondfahrt

Auf die Forderung nach einer deutschen Mondmission folgt ein Aufschrei: Die Kosten seien viel zu hoch. Die Kritik mag reflexhaft sein - trotzdem ist sie im Ergebnis richtig.

Patrick Illinger

Nun also auch Deutschland. Nachdem sogar Weltraumneulinge wie Indien der Anziehung des Mondes erlegen sind und Sonden zum Erdtrabanten geschickt haben, fordern Deutschlands Raumfahrer mit Unterstützung des Wirtschafts-Staatssekretärs Peter Hintze eine eigene Mondmission. 40 Jahre nach Apollo11 hat der Himmelskörper offenbar nichts von seiner Attraktion verloren.

Deutschlands Raumfahrer möchten den Mond nicht mehr nur aus der Ferne betrachten - wie hier hinter dem Turm der Dresdner Frauenkirche. (Foto: Foto: dpa)

Erwartungsgemäß kommt sofort der Aufschrei, dass mit den geschätzten Kosten einer solchen unbemannten Mission von 1,5 Milliarden Euro weitaus Besseres anzufangen sei, vor allem in Zeiten wirtschaftlicher Not. In seiner Reflexhaftigkeit ist dieser Protest falsch, im Ergebnis richtig.

Könnte man auf dem Mond einzigartige Erkenntnisse gewinnen, zum Beispiel über die dortigen Rohstoffe, wären die auf fünf Jahre veranschlagten Kosten durchaus zu rechtfertigen. Aber es ist zu bezweifeln, dass eine deutsche Sonde epochale Entdeckungen vom Mond nach Hause bringt, wo fünf andere Nationen bereits dort waren.

Als zweiter Beweggrund ließe sich anführen, dass eine nationale Mondmission gute Stimmung im Land und Begeisterung für Technik erzeugen könnte. Doch ganz ehrlich: Braucht es in Deutschland diese Form von Motivation, mit der zurzeit China und Indien ihre Bevölkerung animieren? Wohl kaum, denn es bestehen keine Zweifel daran, dass es deutsche Technologie zum Mond schaffen könnte.

Weitaus attraktiver wäre es, 1,5 Milliarden Euro für ein wahrlich spektakuläres Projekt bereitzustellen, das den Ingenieur-Nachwuchs begeistert. Hier sind zwei Vorschläge: Das reichweitenstärkste Elektroauto der Welt. Oder Solarzellen, die so einfach herzustellen sind wie eine Plastiktüte.

© SZ vom 13.08.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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