Cern:Die Urknallmaschine läuft wieder

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Die größte Maschine der Welt ist wieder in Betrieb: Nach monatelangen Reparaturen ist der Teilchenbeschleuniger LHC wieder angeschaltet worden.

Die Kernphysiker am weltgrößten Teilchenbeschleuniger bei Genf haben den zweiten Anlauf in die innersten Tiefen der Materie gestartet. Ein Jahr nach einem Fehlstart wurden am Freitagabend wieder zwei Protonenstrahlen zur Kollision gebracht, um Elementarteilchen zu erzeugen. Die Wissenschaftler hoffen, dabei erstmals ein bislang nur theoretisch bestimmbares Teilchen, das Higgs, nachweisen zu können.

20 Jahre lang gebaut und ein Jahr lang repariert: Der LHC läuft wieder. (Foto: Foto: AP)

Der Start verlief so glatt, dass die ersten Testläufe sieben Stunden eher abgeschlossen wurden als erwartet, wie James Gillies vom Europäischen Kernforschungszentrum (CERN) mitteilte.

Die 27 Kilometer lange Anlage mit ihren 100 Meter hohen Räumen unter der schweizerisch-französischen Grenze wurde zunächst mit gedrosselter Energie betrieben. Erst im nächsten Jahr sollen die Protonen mit 3.500 Gigaelektronenvolt zirkulieren - 3,5 Mal so stark wie der bislang größte Teilchenbeschleuniger Fermilab bei Chicago. In der maximalen Stärke sind dann sogar 7.000 Gigaelektronenvolt möglich.

Kleinere Teilchenbeschleuniger werden von den Physikern seit Jahrzehnten dazu genutzt, die Strukturen innerhalb von Atomen zu studieren. Lange galten Protonen und Neutronen als die kleinsten Teilchen des Atomkerns. Dann aber wurde mit Hilfe der Teilchenbeschleuniger nachgewiesen, dass diese aus noch kleineren Teilchen wie Quarks und Gluonen bestehen.

Mit dem LHC nahe der französisch-schweizerischen Grenze sollen auch wissenschaftliche Rätsel zur Entstehung des Universums gelöst werden. Dazu wollen Forscher Bedingungen wie unmittelbar nach dem Urknall vor 13,7 Milliarden Jahren erzeugen. Bei Experimenten sollen hochenergetische Teilchen bis nahe an die Lichtgeschwindigkeit beschleunigt werden, um sie dann aufeinander prallen zu lassen.

Der LHC wurde am 10. September 2008 nach fast 20-jähriger Bauzeit und 3,9 Milliarden Euro Baukosten unter großer weltweiter Beachtung in Betrieb genommen. Bereits weniger als 48 Stunden nach Inbetriebnahme ereignete sich aber eine erste Panne. Wenige Tage später musste die Anlage wegen Schäden am Kühlsystem erneut abgestellt werden. Inzwischen wurden Sicherungsvorrichtungen eingebaut, die einen reibungslosen Betrieb gewährleisten sollen.

"Wir haben immer noch etwas Arbeit vor uns, ehe die physikalische Forschung beginnen kann", sagte CERN-Generaldirektor Rolf Heuer am Wochenende. "Aber mit diesem Meilenstein sind wir auf einem guten Weg." Erste wissenschaftliche Ergebnisse werden bereits im nächsten Jahr erwartet.

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