Bremen:Jahrhundertealte Funde erzählen über frühere Bewohner

Wertvolle Behälter, Spardosen, Geschirr und Teile eines Turmes - bei Bauarbeiten in Bremen haben Wissenschaftler jahrhundertealte Sachen gefunden. Sie erzählen etwas über ihre früheren Besitzer.

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Bremen (dpa) - Bei Tiefbauarbeiten im Zentrum der Stadt Bremen haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler historische Brunnenanlagen, Uferbefestigungen und ein Steinturmfundament gefunden. Die rund 800 Quadratmeter große und vier Meter tiefe Baugrube gewährt einen Einblick in die rund 1000 Jahre alte Siedlungsgeschichte Bremens, wie Dieter Bischop von der Landesarchäologie Bremen und weitere Verantwortliche für die baubegleitenden Untersuchungen am Dienstag in Bremen mitteilten.

Der Steinturm, von dem Fundamentreste entdeckt wurden, stammt wahrscheinlich etwa aus dem Jahr 1200. Vermutlich sei es der Wohnturm einer reichen Kaufmannsfamilie gewesen, sagte Bischop. Demnach errichteten wohlhabendende Menschen aus Angst vor Bränden und Überfällen damals solche imposanten und mehrstöckigen Türme. Tief in der Erde entdeckten die Fachleute zudem mittelalterliche Brunnen und Kloaken aus Holz und Backstein. Frühere Bewohner hinterließen dort Dinge wie Krüge, eine Spardose aus Ton und zum Teil prunkvolle Behälter. „Wir haben zerbrechlichen Luxus gefunden“, so Bischop. Bei den Arbeiten wurden auch Tonpfeifen, eine holländische Tulpenvase aus dem 17. Jahrhundert, blau bemalte Teller aus dem 17. Jahrhundert und Teile eines Fußbodens aus dem 16./17. Jahrhundert entdeckt.

Auf dem Gelände soll das sogenannte Neue Essighaus entstehen. Im 17. Jahrhundert stand dort ein prächtiges Giebelhaus, im 19. Jahrhundert zog eine Essigfabrik ein - daher kommt der Name Essighaus. Nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude wieder aufgebaut. Dieser Nachkriegsbau wurde abgerissen, denkmalgeschützte Gebäudeteile wurden verwahrt. Nun wird die denkmalgeschützte Fassade rekonstruiert - sie soll die Geschichte des Hauses dokumentieren. Die Fertigstellung des Gebäudes mit Büro-, Laden- und Gastronomieflächen ist für 2024 geplant.

© dpa-infocom, dpa:231024-99-684400/2

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