Biologie:Riesiger Wurm ernährt sich von Schwefel

Lesezeit: 1 min

Auf den Philippinen haben Biologen erstmals ein lebendes Exemplar des Riesen-Schiffsbohrwurms entdeckt. Der Stoffwechsel der eineinhalb Meter langen Kreatur ist einzigartig.

Von Hanno Charisius

Kopfüber steckt Kuphus polythalamia im Schlick, so viel wusste man bislang über den Riesen-Schiffsbohrwurm, und eben, dass er ziemlich groß werden kann. Das folgerten Biologen aus der Länge seiner Wohnröhren: Diese Schalen aus Kalziumkarbonat wurden gelegentlich gefunden, sie ließen viel Raum für Spekulationen über die riesenhafte Kreatur, die biologisch gesehen zur Familie der Muscheln gehört.

Jetzt berichten Forscher samt Videobeweis über das erste lebend entdeckte Exemplar des scheuen Schlammbewohners. Die Biologen sind nicht nur stolz auf ihren Fund, sondern staunen auch über den bizarren Lebensstil des gut anderthalb Meter langen Weichtiers. Anders als seine nächsten Verwandten ernährt sich Kuphus polythalamia nämlich nicht von verrottendem Holz im Wasser, sondern lässt sich von spezialisierten Bakterien in seinem Verdauungstrakt mit Energie aus Schwefelverbindungen versorgen.

Der Riesen-Schiffsbohrwurm steckt kopfüber im Schlamm und lebt von Schwefelverbindungen. (Foto: Marvin Altamia / University of Utah)

Im Wissenschaftsjournal PNAS berichtet das Biologenteam um Daniel Distel vom Ocean Genome Legacy Center an der Northeastern University von ihrem Fund in einer flachen Lagune auf der philippinischen Insel Mindanao. Fünf Exemplare des Riesen-Schifsbohrfwurms brachten sie von ihrer Exkursion mit zurück. Im Labor entdeckten die Forscher die besonderen Untermieter im Darm der Mollusken: Bakterien, die sich von Schwefelwasserstoff ernähren und ihren Wirt mit den notwendigen Nährstoffen versorgen. In der schlammigen Lagune auf Mindanao verrottet langsam Holz, dabei wird Schwefelwasserstoff-Gas frei, das nach faulen Eiern riecht - der optimale Lebensraum für den Riesenwurm und seine Mikroben.

Manche Verwandte der Kreatur beherbergen hingegen Mikroben, die Holz und Pflanzenfasern zersetzen. So kam der Schiffswurm ursprünglich auch zu seinem Namen. Er fraß sich in die hölzernen Rümpfe von Segelschiffen, zerstörte Kaianlagen und ließ Gebäude am Wasser zusammen brechen.

© SZ.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: