Nach der Trennung:So ein Arsch!

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Während die meisten Männer angaben, den Grund für die Trennung nicht zu wissen, lag für Frauen die Schuld meist im Charakter des Ex-Partners. (Foto: Christin Klose/dpa)

Frauen lassen kein gutes Haar an ihren Ex-Partnern - Männer sind hingegen deutlich gnädiger.

Von Sebastian Herrmann

Ist die Liebe erloschen und ein Paar frisch getrennt, beginnt der Schmerz zu brennen. Fragen quälen einen, bohren kleine Löcher in den Verstand und setzen einem heftig zu. Die lästigste dieser Fragen lautet: Welcher Teufel hat einen eigentlich geritten, so lange Zeit und so viel Leben mit dem Menschen zu verbringen, der nichts als eine zweibeinige Katastrophe war? Schon viel länger hätte klar sein müssen, dass der Ex-Partner eine Flasche, eine Zicke, ein Terrortyp war! Aber besser spät als nie, nach einer Trennung ist die rosa Brille der Liebe endlich zerbrochen und der Blick auf den Ex-Partner klar und finster.

Männer halten ihre Ex-Partnerin in besserer Erinnerung als umgekehrt

Die retrospektive Abwertung eines ehemaligen Partners ist ein verbreiteter Reflex und lässt sich auch als eine Art der Schmerzarbeit interpretieren. Wer die gemeinsame Zeit in der Erinnerung in eine Katastrophenerzählung umwidmet, mindert den Verlust: Warum sollte man einen Ex-Partner vermissen, wenn der sowieso fürchterlich war? Gerade hat ein Team von Psychologen um Ursula Athenstaedt von der Universität Graz im Fachjournal Social Psychological and Personality Science eine Studie publiziert, die nahelegt: Frauen neigen noch mehr als Männer dazu, nach einer Trennung kein gutes Haar an ihren Ex-Partnern zu lassen. Oder anders herum formuliert: Männer halten ihre ehemaligen Partnerinnen in etwas gnädigerer Erinnerung als Frauen das umgekehrt machen.

In drei einzelnen Versuchen mit insgesamt fast 900 Teilnehmern untersuchten die Forscher, welche Ansichten heterosexuelle Frauen und Männer nach einer Trennung über ihre Ex-Partner hatten. Der gefunden Effekt war klar, wenn auch von moderater Stärke: Männer betrachten ihre ehemaligen Freundinnen und Ehefrauen demnach zwar in etwas gnädigerem Blick, sind aber im Schnitt keinesfalls noch immer voller Liebe für die Verflossene. Interessanter noch als die reine Beobachtung aber ist: Weshalb existiert dieser Geschlechterunterschied, was treibt ihn an?

Wer sich seine Ex-Flamme warm halten will, sollte sie in halbwegs gnädigem Licht betrachten

Offenbar, so stellten die Psychologen in einer weiteren Stichprobe fest, korreliert die Haltung gegenüber einem Ex-Partner unter anderem mit einer grundsätzlich freizügigen Haltung zu Sexualität und diese ist unter Männern etwas stärker verbreitet. Die Ansicht, dass Sex auch ohne größere Verpflichtungen oder Bindung in Ordnung und grundsätzlich wünschenswert sei, findet unter Männern demnach mehr Anhänger. Den Ex-Partner in halbwegs positiver Erinnerung zu halten, so argumentieren die Psychologen, halte die Türen geöffnet: Wer weiß, vielleicht könnte man doch einmal wieder Sex miteinander haben. Dazu passt auch, dass sowohl Männer als auch Frauen die Meinung über ihre ehemaligen Partner verschlechtern, sobald sie in einer neue Beziehung sind: Da gibt es aus sexueller Sicht schließlich weniger Gründe, Ex-Flammen warm zu halten.

Frauen neigen laut den Daten sowie anderen Studien dazu, die Schuld für das Scheitern einer Beziehung grundsätzlich dem Mann und dessen Charakter anzulasten. Natürlich korreliert dies mit Ansichten über Verflossene: Wenn dieser der Schuldige sein soll, dann fokussiert sich zwangsläufig der Zorn auf ihn. Männer sagen hingegen häufig, dass ihnen der Auslöser einer Trennung nicht genau bekannt sei. Ein Grund mehr, warum die Ex-Parterin ihn furchtbar findet: Er kapiert es immer noch nicht.

© SZ vom 09.04.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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