Besondere Luftaufnahmen:Kunst der Erde

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Tolle Aufnahmen, die die Erde aus der Luft zeigen, gibt es inzwischen viele. Doch manche Strukturen auf der Oberfläche unseres Planeten wirken wie wahre Kunstwerke. Es ist allerdings nicht einfach, sie so zu fotografieren, wie sie es verdienen. Bernhard Edmaier kann es, wie die Bilder in seinem neuen Buch belegen.

Von Rudolf Neumaier

Bis in die Sechzigerjahre war das Bild von der Erde reine Imagination. Die Ausmaße und ihre Kugelform ließen sich errechnen, allein niemand kannte den Anblick. Bis Satelliten die ersten Bilder des Planeten lieferten.

Am berühmtesten wurde die " Blue Marble", die blaue Murmel, aufgenommen 1972 von der Crew der Apollo 17. Die Totalaufnahme war eine Enthüllung - die Erde ist nackt seither.

Doch immer noch gibt es unentdeckte Zonen auf diesem Himmelskörper. Zonen, die in ihren Formen und Farben überraschen. Der Fotograf und Geologe Bernhard Edmaier, seit 20 Jahren auf der Suche nach jungfräulichen Erdgegenden, hat einige von ihnen aufgespürt.

Seine Bilder regten den Phaidon-Verlag zu einer Buchstabenspielerei mit den englischen Wörtern für Erde und Kunst an: Stellt man vor das englische art (Kunst) ein e und ein h ans Ende, ergibt sich earth, Phaidon schreibt eARTh. Ja, die Erde ist, durch die Linse von Bernhard Edmaier betrachtet, ein Kunstwerk, überwältigend in seiner Vielgestaltigkeit.

Edmaier schaut Vulkanen in den Krater, beobachtet Flüsse, wie sie sich mit anderen Flüssen vereinigen, und fängt Wellen ein mit seiner Hasselblad-Kamera. Für seine Shootings nimmt er die Perspektive eines sehr hoch fliegenden Vogels ein, dafür chartert er Flugzeuge oder Hubschrauber.

In diesem Buch zeigt Edmaier nahezu 150 Bilder aus zwei Dutzend Ländern. Er ließ sich über die USA und Kanada fliegen wie über Dschibuti und Namibia, über Chile und Bolivien wie über Neuseeland und Australien, über Grönland und die Alpen wie über die Bahamas und die Malediven.

Statt die Bilder bunt durcheinanderzumischen oder nach Provenienz zu ordnen, fächert er sie nach Goethes Farbenlehre auf, beginnend mit Blau. Der Hubbard-Gletscher harmoniert wunderbar mit dem australischen Great Barrier Reef. Ähnlich korrespondieren in der Abteilung Orange das Comb-Ridge-Gebirge mit der namibischen Namib-Wüste und im Braunen der Chitina River, Alaska, mit der Danakil-Wüste in Äthiopien.

Zwischen die Luftfotografien platziert Edmaier Nahaufnahmen wie den neuseeländischen Franz-Josef-Gletscher und Eiskristalle in einem Altwasser des Flusses Isen in seiner oberbayerischen Heimat. Edmaier, Jahrgang 1957, lebt in Ampfing. Selbst bei den Alpen, die von all seinen Motiven noch am bekanntesten sind, gelingen ihm Einstellungen, als würden sie für ihn posieren.

Die kantigen Gipfel der Höfats im Allgäu hat Bernhard Edmaier in sattem Grün abgelichtet. Die Kurzbeschreibungen der Bilder hat die Geologin Angelika Jung-Hüttl auf Englisch abgefasst. Ein wenig Nachhilfe in Erdkunde kann nicht schaden, doch kann man den Band auch ohne diese Texte bewundern. Die Bilder sprechen für sich, und das überaus ausführlich.

Bernhard Edmaier: EarthArt. Colours of the Earth. Phaidon Verlag, New York 2013. 224 Seiten, 49,95 Euro.

© SZ vom 02.12.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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