Astronomie:Wie man die Tau-Herkuliden beobachten kann

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Am Dienstagmorgen kommt die Erde dem Pfad des zerbröselnden Kometen SW3 so nahe, dass ein ungewöhnlicher Sternschnuppenstrom auftreten könnte. Wie man das Ereignis auch in Europa verfolgen kann.

Von Marlene Weiß

Noch ist unklar, ob das Ereignis spektakulär oder eher ein spektakulärer Reinfall wird. Aber alltäglich ist es nicht, was Astronomen in der Nacht auf Dienstag erwarten: Mit etwas Glück könnte ein seltener Sternschnuppen-Strom auftreten, die sogenannten Tau-Herkuliden. Sein Höhepunkt, sollte denn wirklich etwas zu sehen sein, wird in den frühen Morgenstunden des Dienstags erwartet.

Meteorströme, die jedes Jahr zu einem ähnlichen Zeitpunkt auftreten, sind seit Langem bekannt und wahrlich kein Geheimtipp mehr. Die Perseiden etwa kennt fast jeder, der gerne nach Sternschnuppen Ausschau hält: Jedes Jahr Mitte August sieht man gehäuft Sternschnuppen, in der Fachsprache Meteore genannt, wenn die Erde die Staubspur durchquert, die der Komet 109P/Swift-Tuttle hinterlassen hat. Ähnlich produktiv, aber bei Kälte weniger bequem anzuschauen sind im Winter die Geminiden und die Quadrantiden.

Die Tau-Herkuliden jedoch zählen nicht zu diesen Standardströmen, sie produzieren üblicherweise kaum Sternschnuppen - doch in diesem Jahr könnte es anders sein. Der Komet, der sie auslösen könnte, heißt 73P/Schwassmann-Wachmann 3, kurz SW3, im Jahr 1930 erstmals beobachtet von den Astronomen Arnold Schwassmann und Arno Wachmann. SW3, eigentlich ein unauffälliger Komet, umrundet die Sonne einmal in 5,4 Jahren.

Im Jahr 2006 hatte sich der Komet schon in rund 70 Teile zerlegt

1995 fiel Astronomen auf, dass SW3 viel heller geworden war, beim Vorbeiflug an der Erde war er mit bloßem Auge sichtbar. Offenbar war er in mehrere Teile zerbrochen. Im Jahr 2006, nach zwei weiteren Runden um die Sonne, hatte er sich schon in fast 70 Teile zerlegt, seither zerbröselt er immer weiter.

Eine Infrarot-Aufnahme des Spitzer Space Telescope von der Spur des Kometen 73P/Schwassman-Wachmann 3. Die flammenartigen Objekte sind Bruchstücke des Kometen mit ihren Schweifen; die Spur des Kometen selbst ist die gerade Linie im Bild. (Foto: Spitzer Space Telescope/NASA/JPL-Caltech/W. Reach)

In diesem Jahr wird die Erde nun auf ihrer Bahn der Spur des Kometen besonders nahe kommen; der Komet selbst kommt erst im August dort vorbei. Inwiefern sich das in sichtbaren Sternschnuppen niederschlägt, hängt aber davon ab, wie genau die Bruchstücke sich gelöst haben. "Wenn die Überreste von SW3 sich mit mehr als 220 Meilen pro Stunde vom Kometen getrennt haben, könnten wir einen schönen Meteorstrom sehen", sagte Bill Cooke, Leiter des Meteoroid Environment Office der Nasa, in einem Nasa-Blog. "Wenn die Ausstoßgeschwindigkeit geringer war, wird nichts bei der Erde ankommen und es wird keine Meteore von diesem Kometen geben."

Ältere Beobachtungen des Spitzer-Weltraumteleskops deuten darauf hin, dass zumindest einige der Bruchstücke schnell genug sind. Allerdings sollte man nicht übertrieben aufgeregt werden: Selbst wenn es so sein sollte, werden die Kometenteile vergleichsweise langsam auf die Erdatmosphäre treffen. Darum würden auch Sternschnuppen, falls es welche gibt, relativ schwach leuchten.

Gut positioniert, um nach etwaigen Tau-Herkuliden-Sternschnuppen zu suchen, sind Beobachter in Nordamerika. In Mitteleuropa fällt das erwartete Maximum auf sieben Uhr morgens, wenn es längst hell ist. Für sie bietet sich aber der Livestream des "Virtual Telescope Projects" an, der von sechs Uhr morgens deutscher Zeit an abrufbar ist.

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