Astronomie: James-Webb-Teleskop:Hubble-Nachfolger vor dem Aus

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Weniger als zwei Milliarden Dollar sollte das Teleskop kosten, inzwischen werden die Baukosten auf 6,5 Milliarden Dollar geschätzt: Wegen des schlechten Managements und der explodierenden Kosten empfehlen US-Parlamentarier einen Baustopp für das James-Webb-Teleskop.

Alexander Stirn

Der geplante Nachfolger des Weltraumteleskops Hubble, das James Webb Space Telescope (JWST), steht vor dem Aus.

So soll das James Webb Space Telescope einmal aussehen. Aber selbst wenn die Finanzierung des Projekts klappt, ist an einen Start nicht vor dem Jahr 2018 zu denken. Ursprünglich hätte es seinen Einsatz vier Jahre früher beginnen sollen. (Foto: Nasa)

Nach immer neuen Verzögerungen und zuletzt massiv gestiegenen Baukosten hat der Wissenschaftsausschuss des US-Repräsentantenhauses am Mittwoch empfohlen, das aus dem Ruder gelaufene Projekt zu stoppen und kein weiteres Geld in seine Entwicklung zu stecken.

Für Astronomen, aber auch für die Raumfahrtbehörde Nasa wäre der Baustopp ein herber Schlag.

Zwar haben ungeplante Mehrkosten bei wissenschaftlichen Großprojekten eine lange Tradition, im Falle des JWST sind die Steigerungen allerdings beispiellos: Weniger als zwei Milliarden Dollar sollte das Teleskop kosten, als seine Pläne vor gut zehn Jahren vorgestellt wurden.

Inzwischen werden die Baukosten auf 6,5 Milliarden Dollar geschätzt, acht Milliarden könnten es auch werden. Aber selbst wenn die Finanzierung klappt, ist an einen Start nicht vor dem Jahr 2018 zu denken - vier Jahre später als geplant.

Nicht technische Probleme behindern das Projekt

Dabei sind es nicht einmal technische Probleme, die das amerikanisch-europäische Gemeinschaftsprojekt behindern: Der ausklappbare, 6,5-Meter große Hauptspiegel des Infrarotteleskops ist bereits poliert, die wissenschaftlichen Instrumente, zum Teil in Deutschland gebaut, sind weitgehend fertig.

Drei Viertel der Bauteile, so Nasa-Chef Charles Bolden, seien bereits geliefert, drei Milliarden Dollar bereits investiert. Dass das Vorhaben dennoch nicht voran kommt, liegt an Managementfehlern.

Eine Untersuchungskommission kam im vergangenem Herbst zu dem Schluss, dass die Projektverantwortlichen weder vernünftig mit dem Budget umgegangen sind, noch einen Zeitplan für die Entwicklung des Teleskops hatten. Inzwischen hat die Nasa das Management ausgetauscht. Ein im Herbst versprochener Plan, der das Projekt auf Kurs bringen soll, steht allerdings noch immer aus.

Beobachter in den USA vermuten daher, dass der jetzt empfohlene Baustopp, der noch das Repräsentantenhaus und den Senat passieren muss, vor allem ein Warnschuss ist - eine letzte, drastische Aufforderung an die Nasa, ihre Probleme mit dem JWST endlich in den Griff zu bekommen.

© SZ vom 15.07.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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