Artenvielfalt:Nager nach 113 Jahren wiederentdeckt

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Lediglich zwei Exemplare der Rotschopf-Baumratte hatte man 1898 in Kolumbien entdeckt und erlegt, seitdem war die ganze Art verschwunden. Doch ausgestorben ist sie offenbar nicht - noch nicht.

Es ist, als würde ein Traum der PR-Abteilung des Naturparks El Dorado Nature Reserve in Kolumbien in Erfüllung gehen: Völlig unvermittelt hat ein putziges kleines Pelztierchen, von dem die Welt seit 1898 nichts mehr gehört hat, Wissenschaftler einer Beobachtungsstation in den Bergketten der Sierra Nevada de Santa Marta im Norden des Landes besucht.

Zum dritten Mal wurde innerhalb von 113 Jahren eine Rotschopf-Baumratte beobachtet. Diesmal hat das Tier die Begegnung mit dem Menschen überlebt. (Foto: Lizzie Noble/ProAves)

Die Rotschopf-Baumratte ( Santamartamys rufodorsalis) konnte in der Roten Liste der bedrohten Arten bislang gar nicht konkret bewertet werden - aufgrund "mangelnder Daten".

Das, so heißt es bei der IUCN, die die Liste veröffentlicht, darf getrost so interpretiert werden, dass die Tiere extrem gefährdet sind. "Diese Art könnte in einigen geschützten Gebieten auftreten", heißt es bei der Organisation.

Bislang war das allerdings eine rein theoretische Aussage, denn von der Art waren überhaupt nur zwei Individuen entdeckt und getötet worden, und zwar Ende des 19. Jahrhunderts in Kolumbien. 2005 hatte eine Wissenschaftlerin der Smithsonian Institution in Washington D.C die beiden aufbewahrten Exemplare untersucht und einer eigenen Gattung ( Santamartamys) zugeordnet.

Und nun das: Am 4. Mai turnte das Nagetier von der Größe eines Meerschweinchens plötzlich auf dem Geländer einer Beobachtungsstation herum, wo zwei freiwillige Mitarbeiter der Fundación ProAves, Lizzie Noble und Simon McKeown, die Amphibienpopulation untersuchten.

Das niedliche Tierchen aus der Familie der Stachelratten ( Echimyidae) gab den beiden Wissenschaftlern zwei Stunden Gelegenheit, Fotos zu schießen, dann verschwand es wieder im Wald.

"Das El-Dorado-Naturschutzgebiet stellt die letzte Arche Noah dar, die die verbliebenen Populationen etlicher erheblich gefährdeter und seltener Tiere und Pflanzen beschützt", erklärte Paul Salaman. Der Wissenschaftler vom World Land Trust-US bestätigte anhand der Fotos, dass es sich um eine Rotschopf-Baumratte handeln dürfte.

Jetzt müsse man die notwendigen Schritte unternehmen, um zuzusehen, dass diese Art auch in Zukunft ein Teil unserer Welt sein werde, betonte George Fenwick von der Organisation American Bird Conservancy.

Eine besondere Bedrohung für die kleinen Säuger geht offenbar von wilden Katzen aus, die in dem Schutzgebiet jagen.

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