Burow:Bronzezeit-Schlachtfeld Tollensetal: Kriegerbesitz geborgen

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Forscher haben auf dem bronzezeitlichen Schlachtfeld im Tollensetal nördlich von Neubrandenburg einen ungewöhnlichen Fund gemacht. Sie entdeckten im Wasser der...

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Altentreptow/Göttingen (dpa) - Forscher haben auf dem bronzezeitlichen Schlachtfeld im Tollensetal nördlich von Neubrandenburg einen ungewöhnlichen Fund gemacht. Sie entdeckten im Wasser der Tollense Gegenstände aus dem persönlichen Besitz eines Kriegers, der vor 3300 Jahren auf dem Schlachtfeld starb. Sie seien im Fluss offenbar von der Plünderung verschont geblieben, teilte der Prähistoriker Thomas Terberger in Göttingen mit. 31 Objekte hätten dicht beieinander gelegen. Vermutlich befanden sie sich ursprünglich in einem Behälter aus Holz oder Stoff. Die neuen Forschungsergebnisse sind am Dienstag in einem Aufsatz der englischen Zeitschrift Antiquity erschienen. Das Schlachtfeld gilt Terberger zufolge als ältestes erhaltenes Schlachtfeld in Europa, vielleicht der ganzen Welt.

Der Fundkomplex wurde demnach von einem Team unter Leitung der Universität Göttingen, des Landesamtes für Kultur und Denkmalpflege Mecklenburg-Vorpommern und der Universität Greifswald im Jahr 2016 entdeckt. Taucher bargen die Gegenstände, darunter eine verzierte Gürteldose, drei Gewandnadeln und Pfeilspitzen, vom Grund des Flusses. „Dies ist die erste Entdeckung persönlicher Gegenstände auf dem Schlachtfeld, die uns Einblicke in die Ausstattung eines Kriegers geben“, sagte Terberger. Die kleinen Bronzefragmente dienten wahrscheinlich als eine Art frühe Währung. Die Neufunde liefern auch Anhaltspunkte für die Herkunft der Männer, die an der Schlacht beteiligt waren. „Es mehren sich die Hinweise, dass zumindest einige der Krieger aus dem südlichen Mitteleuropa stammen“, sagte Terberger.

Die Entdeckungen im Tollensetal liefern nach seinen Worten erstmals für Europa den Nachweis eines prähistorischen Schlachtfelds. Mehr als 12 000 menschliche Knochen seien bereits geborgen, mehr als 140 Individuen identifiziert. Es handle sich um junge erwachsene Männer in guter körperlicher Verfassung mit Verletzungen, die durch Nah- und Fernwaffen verursacht wurden. Isotopenanalysen deuteten darauf hin, dass zumindest ein Teil der Opfer nicht aus der Region stammte. Bisher sei die Herkunft dieser Kämpfer unklar gewesen. Die Funde wurden Terberger zufolge in einer Masterarbeit von Tobias Uhlig untersucht. Die Ergebnisse unterstreichen, dass es in der älteren nordischen Bronzezeit (2000-1200 v. Chr.) im Tollensetal zu einem gewaltsamen Konflikt von überregionaler Bedeutung gekommen ist.

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