Für Sonnenuntergänge gilt die Villa Miani als einer der schönsten Orte Roms. Auf dem Monte Mario hoch über der Stadt thront der weiße klassizistische Prachtbau umgeben von grünem Park. Weitblick, Sonne, ein historischer Ort wie geschaffen für die Jahreskonferenz der Wüstenstromgesellschaft, dachten sich wohl deren Planer. Schließlich sollte das Desertec-Vorhaben mit der Konferenz in eine neue Phase eintreten - und zur Dauereinrichtung werden. Jetzt zeichnet sich ab: Die Villa könnte zum Schauplatz eines Sonnenuntergangs der anderen Art werden.
Denn nach Informationen der Süddeutschen Zeitung droht der vor fünf Jahren mit großen Hoffnungen gestarteten Desertec Industrial Initiative (Dii) Ende 2014 die Abwicklung. Wenn am Montag Konzerne wie die Deutsche Bank, MunichRe, der schweizerische ABB-Konzern, die italienische Energiefirma Enel, Spaniens Abengoa oder der saudische Energieversorger Acwa Power Emissäre auf den Hügel in Vatikannähe schicken, geht es um alles oder nichts für den Zusammenschluss von 35 internationalen Konzernen.
Vergleich mit der Mondlandung
Seit Monaten könnten sich die beteiligten Firmen aus der Energie-, Technologie- oder Finanzbranche nicht über ein Zukunftskonzept einigen. Dabei läuft ihnen die Zeit davon. Ende des Jahres laufen die Verträge mit Gesellschaftern und assoziierten Partnern aus. Das Überleben sichern könnte nur eine rasche verbindliche Zusage für einen neuen Etat von rund zwei Millionen Euro. Doch die ist nicht in Sicht. "Die Wahrscheinlichkeit wächst mit jedem Tag, dass wir die Gesellschaft zum Jahresende in ihrer heutigen Form abwickeln müssen", sagt ein Insider. "Es gibt bislang keine finanzielle Basis für ihre Fortführung."
Gemessen an den gewaltigen Hoffnungen zu Beginn des Projekts 2009, wäre das Aus ein herber Schlag für die Wüstenstromvision. Die Initiative galt als eines der ehrgeizigsten Erneuerbare-Energien-Projekte überhaupt. Bis 2050 sollte die Gesellschaft den Weg für den Bau Hunderter Öko-Kraftwerke in Nordafrika und dem Nahen Osten ebnen, die zusammen den Strombedarf der Region zu großen Teilen decken könnten - und dazu noch rund 15 Prozent des europäischen Verbrauchs. Im Raum standen Investitionen von bis zu 400 Milliarden Euro. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) lobte das Projekt, der Siemens-Chef sah die Mission in einer Reihe mit der Mondlandung.