Wolfgang Grupp:"Das Geschäft läuft immer so gut, wie ich es führe"

Lesezeit: 2 min

Immer mit Einstecktuch und Piccadilly-Kragen: Unternehmer Wolfgang Grupp. (Foto: Friedrich Bungert)

Wolfgang Grupp ist seit 53 Jahren Chef der Textilfirma Trigema und überzeugter Egoist. Er sagt immer, was er denkt, und zwar laut. Zum Beispiel, dass er viele Wirtschaftsbosse für Versager hält.

Von Stephan Radomsky, Berlin

Einer wie Elon Musk, das müsste doch ein Unternehmer nach dem Geschmack von Wolfgang Grupp sein. Reich, laut, unermüdlich - ein bisschen so, wie es der Chef und Eigentümer der Textilfirma Trigema schon lange ist. Gut, der Patriarch von der Alb würde sich nie in T-Shirt oder Lederjacke sehen lassen, ein Wolfgang Grupp trägt Einstecktuch und Piccadilly-Kragen. Immer. Aber sonst? "Ich habe immer gedacht, der sei in Ordnung", sagt Grupp über Musk. "Aber irgendwo hat der doch einen Riss."

Grupp, 80, ist Familienunternehmer in dritter Generation und - das sagt er selbst von sich - Egoist. Deshalb gehört Trigema ihm allein. Deshalb will er seit 53 Jahren in letzter Konsequenz alle Entscheidungen treffen. Und deshalb, das darf man ihm wohl unterstellen, hält er sich für klüger als andere. Also sagt er, was er denkt. Laut. Egal, ob es um die Corona-Pandemie geht oder ums Home-Office, um den Krieg in der Ukraine oder die Fußball-WM in Katar.

Er will keine Subventionen

Deshalb verabscheut er alle, die sich aus seiner Sicht vor der Verantwortung drücken und sich lieber auf Geld vom Staat verlassen, auf Subventionen und Rettungspakete. Seinen 1200 Leuten gebe er eine Job und ihren Kindern eine Lehrplatzgarantie. Und die gestiegenen Kosten fürs Gas - in diesem Jahr wohl um die sechs Millionen Euro mehr als noch 2021 -, die zahle er eben aus eigenen Rücklagen. Was aber nicht heißt, dass er Geld vom Staat grundsätzlich ablehnt: Einst legte sich Grupp mit Baden-Württembergs früherem Ministerpräsidenten Erwin Teufel (CDU) an, weil der Werbe-Shirts und -Kappen in China geordert hatte statt in Burladingen.

"Ich bin Inhaber", sagt Grupp. Das heiße eben auch, dass er persönlich hafte für alles, was in seiner Firma passiert. Mit seinem Privatvermögen. Und das sei auch richtig so, anders wolle er das gar nicht: "Bevor die Steuerzahler auch nur einen Euro zahlen müssen, habe ich nicht mal mehr ein Dach über dem Kopf", sagt Grupp. Dadurch würden Entscheidungen überlegter und verantwortungsvoller. Genau daran aber mangele es. "Wir brauchen die Haftung zurück in unserer Gesellschaft."

Dann falle es plötzlich viel leichter, eigene Fehler zu korrigieren. Auch ihm. "Nur wer den Mut nicht hat, seine Entscheidungen zu korrigieren, der ist ein Versager." Und von denen gibt es ziemlich viele, findet Grupp, gerade auch in seiner Branche. "Die größten Versager waren unsere Kunden", sagt er: die Kaufhaus- und Versandhandelskönige, Karstadt, Kaufhof, Quelle. "Für die haben wir rote Teppiche ausgerollt - und diese Arschlöcher haben versagt." Da habe er, der Chef, sich eben umorientiert, erst in Richtung SB-Warenhäuser und Discounter wie Aldi, später in eigene Läden und ins Netz. "Das Geschäft läuft immer so gut, wie ich es führe", sagt Grupp. Seine Aufgabe sei eben, den Wandel der Zeit zu erkennen. Auch noch mit 80.

Manchmal aber, sagt Wolfgang Grupp, sei er gar nicht böse, bald 81 zu werden. "Die Welt war schon mal normaler."

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusDigitalisierung
:"Wir bleiben in Deutschland unter unseren Möglichkeiten"

Marianne Janik, Deutschlandchefin des Softwarekonzerns Microsoft, im Interview über Versäumnisse bei der Digitalisierung, zögerliche Firmenlenker und unnötige Statussymbole.

Interview von Helmut Martin-Jung und Kathrin Werner

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: