Berlin:Berlin Mieterverein: Massive Welle von Mieterhöhungen

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Berlin (dpa/bb) - Neuer Schub für die Mieten in Berlin: Der Mieterverein beklagt eine "massive Welle" von Erhöhungen in den vergangenen Monaten. Viele Vermieter hätten nach Vorstellung des neuen Mietspiegels im Mai einen "kräftigen Schluck aus der Pulle" genommen, sagte Geschäftsführer Reiner Wild am Dienstag.

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Berlin (dpa/bb) - Neuer Schub für die Mieten in Berlin: Der Mieterverein beklagt eine „massive Welle“ von Erhöhungen in den vergangenen Monaten. Viele Vermieter hätten nach Vorstellung des neuen Mietspiegels im Mai einen „kräftigen Schluck aus der Pulle“ genommen, sagte Geschäftsführer Reiner Wild am Dienstag.

Eine Untersuchung von rund 200 Erhöhungen habe ergeben, dass Vermieter in fast drei Viertel der Fälle (72 Prozent) das geltende Mietrecht nicht beachteten. Sie hätten entweder die im Mietspiegel festgelegte ortsübliche Vergleichsmiete oder die sogenannte Kappungsgrenze für Mieterhöhungen von 15 Prozent in drei Jahren überschritten.

„Der stark angespannte Berliner Wohnungsmarkt ermutigt offenbar zahlreiche Vermieter zur Umgehung der Mietpreisbeschränkungen“, sagte Wild. Viele orientierten sich an den Regelungen für Neuvermietungen und nicht an denen für Bestandsmieten. Für viele Mieter sei es daher dringend geboten, Erhöhungen überprüfen zu lassen. Der Mieterverein habe sein Beratungsangebot wegen der Entwicklung deutlich ausweiten müssen.

Die Auswertung von etwa 200 Mieterhöhungen im Juli und August ergab bei einer durchschnittlichen Wohnungsgröße von etwa 75 Quadratmetern einen Anstieg von 0,72 Euro auf 7,18 Euro je Quadratmeter. Das entspreche einem durchschnittlichen Plus von gut 11 Prozent oder 55,83 Euro auf 542,98 Euro, erläuterte Wild. Pro Jahr seien also 670 Euro mehr zu zahlen.

„Diese Mieterhöhungen sorgen somit verstärkt für eine Senkung des Lebensstandards für breite Schichten“, sagte Wild. „Sie werden zunehmend zu einem Problem für die Mittelschicht in dieser Stadt. Für Haushalte mit niedrigem Einkommen stellen sie ein Armutsrisiko dar.“ Laut Mieterverein ging es bei der Untersuchung fast ausschließlich um Mieterhöhungen im Bereich privater Vermieter.

Der vom Senat herausgegebene Mietspiegel liefert auf Basis von mehr als 12 000 Daten alle zwei Jahre eine Übersicht über ortsübliche Vergleichsmieten für knapp 1,4 Millionen nicht preisgebundene Wohnungen in Berlin. Die Tendenz ist seit Jahren steigend.

Aktuell beträgt die Nettokaltmiete in Berlin im Schnitt 6,39 Euro pro Quadratmeter. Das Mietniveau in der Hauptstadt liegt damit weiter deutlich unter dem anderer Großstädte wie München (11,23 Euro) und Hamburg (8,02 Euro). Wild befürchtet allerdings, dass in Berlin schon in zwei Jahren 7 bis 9 Euro zu Buche schlagen, wenn sich die aktuelle Entwicklung fortsetzt.

Nach Einschätzung des Geschäftsführers ist der zuletzt starke Mietenanstieg auch im Bestand nicht auf den Mietspiegel zurückzuführen, der prinzipiell ein gutes Instrument sei. Vielmehr befördere das Mietrecht diese Entwicklung. Der Mieterverein fordert eine Reihe von Nachbesserungen, unter anderem eine deutliche Senkung der Kappungsgrenzen, präzisere Vorgaben für die Begründung von Mieterhöhungen und mehr Rechtssicherheit für den Mietspiegel selbst. Nötig seien zudem eine schärfere Mietpreisbremse und eine stärkere Begrenzung von Mieterhöhungen nach Modernisierungen.

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