Bremen:Erste linke Wirtschaftssenatorin setzt auf Weiterbildung

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Bremen (dpa/lni) - Im Kampf gegen die hohe Arbeitslosigkeit in Bremen setzt die neue Wirtschafts- und Arbeitssenatorin Kristina Vogt von der Linkspartei auf geförderte Jobs und Weiterbildung. "Es ist völlig klar, dass man bei einer verfestigten Langzeitarbeitslosigkeit einen zweiten Arbeitsmarkt brauchen wird, also einen öffentlichen", sagte Vogt der Deutschen Presse-Agentur. Die Einrichtung geförderter Jobs für Arbeitslose sei in der Koalition aus SPD, Grünen und Linken vereinbart. "Da wollen wir die Stellen aufstocken."

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Bremen (dpa/lni) - Im Kampf gegen die hohe Arbeitslosigkeit in Bremen setzt die neue Wirtschafts- und Arbeitssenatorin Kristina Vogt von der Linkspartei auf geförderte Jobs und Weiterbildung. „Es ist völlig klar, dass man bei einer verfestigten Langzeitarbeitslosigkeit einen zweiten Arbeitsmarkt brauchen wird, also einen öffentlichen“, sagte Vogt der Deutschen Presse-Agentur. Die Einrichtung geförderter Jobs für Arbeitslose sei in der Koalition aus SPD, Grünen und Linken vereinbart. „Da wollen wir die Stellen aufstocken.“

Die 54-Jährige führt als erste Frau das Wirtschaftsressort in der traditionsreichen Hansestadt. „Das ist vielleicht auch ein Zeichen für die Politik insgesamt, dass Wirtschaftspolitik nicht mehr eine reine Männerdomäne ist“, sagte sie.

Ihre Partei ist erstmals in Westdeutschland an einer Landesregierung beteiligt. Wirtschaft sei für Linke ein „klassischer Bereich“, sagte Vogt. „Gerade in dem theoretischen Widerspruch von Kapital und Arbeit lag bislang immer der Motor für Entwicklung - für gesellschaftliche Entwicklung, für wirtschaftliche Entwicklung“, sagte die gelernte Rechtsanwaltsfachangestellte und bisherige Linken-Fraktionschefin.

Als einen ihrer ersten Schritte will sie Frauen gezielter fördern. „Wir wollen mehr Branchen in den Blick nehmen, in denen Frauen unternehmerisch tätig sind oder in denen Frauen den überwiegenden Anteil der Beschäftigten darstellen.“ Viele Frauen machten sich im sozialen Bereich oder im Einzelhandel selbstständig. „Frauen gründen anders“, sagte sie. „Da braucht man andere Rahmenbedingungen und auch andere Konzepte und andere Ansprachen.“

Eine Priorität von Rot-Grün-Rot sei es, den vielen alleinerziehenden Müttern in Bremen den Eintritt in den Arbeitsmarkt zu erleichtern. „Das ist mir ein persönliches Anliegen, weil ich das nun selber hinter mir habe“, sagte die Mutter eines erwachsenen Sohnes.

Zu Vogts Erfahrungen gehört auch, dass sie eine Kneipe geführt hat und ein halbes Jahr arbeitslos war. „Ich habe mich ein bisschen ausgeschlossen gefühlt. Es belastet die Menschen psychisch, wenn das länger andauert.“

Sie will sich dafür einsetzen, dass Lehrbetriebe und Auszubildende besser zueinander finden. „Es ist ja nicht so, dass wir nicht genügend junge Leute hätten, aber sie genügen den Anforderungen nicht.“ Weiterbildungen sollten die jungen Menschen fit für eine Ausbildung zu machen.

In dem armen Stadtstaat Bremen herrscht seit Jahren die höchste Arbeitslosigkeit aller Bundesländer. Im Juli lag die Quote bei 10,2 Prozent. Vor allem in Bremerhaven sind viele Menschen arbeitslos. Es gibt viele Langzeitarbeitslose. Über geförderte Jobs könnten sie wieder eine Perspektive bekommen. „Aber man muss soweit ehrlich sein, dass es über solche Programme nicht jeder und jedem gelingt, im ersten Arbeitsmarkt Fuß zu fassen“, sagte Vogt. Nötig sei, Menschen schnell Weiterqualifizierung zu ermöglichen, wenn Arbeitslosigkeit drohe oder sie durch technologische Entwicklungen ihren Job verlören.

„Wir sind jetzt mitten in einem wirtschaftlichen Wandel, in einem industriellen Wandel“, sagte Vogt. Es gebe immer weniger Jobs in der gewerblichen Produktion, zugleich stiegen die Anforderungen an die Beschäftigten. Der Wandel durch die Digitalisierung mache vielen Angst - Beschäftigten wie Unternehmen.

Bremen hat seine Werften verloren, ist aber mit Autobau, Luft- und Raumfahrttechnik sowie mit der Nahrungsmittelindustrie weiter ein wichtiger Industriestandort. „Die größte Herausforderung ist, das Bundesland Bremen so aufzustellen, dass wir nicht die Verlierer der Digitalisierung sind, sondern die Gewinner“, sagte Vogt.

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