Wirtschaft kompakt:Pischetsrieder soll Conti-Chefkontrolleur werden

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Der Ex-VW-Chef soll Nachfolger von Rolf Koerfer werden. Außerdem: Hertie schließt endgültig - und Bosch Siemens Hausgeräte steht unter Korruptions-Verdacht.

Der ehemalige Volkswagen-Chef Bernd Pischetsrieder hat möglicherweise bald wieder einen neuen Job.

Bernd Pischetsrieder ist Favorit auf den Posten des Aufsichtsrats bei Continental. (Foto: Foto: dpa)

Der Manager soll an die Spitze des Aufsichtsrats von Continental rücken. Pischetsrieder sei Favorit bei der anstehenden Neubesetzung des Postens, berichtete der Spiegel.

Die Personalie kommt dem Bericht zufolge auf Druck des größten Gläubigers Commerzbank und dessen Chef Martin Blessing zustande. Continental wollte sich dazu am Samstag nicht äußern.

Der bisherige Conti-Chefkontrolleur Rolf Koerfer, ein Vertrauter von Großaktionär Schaeffler, will seinen Posten niederlegen, sobald ein Finanzvorstand gefunden und der Vorstandsumbau beim hannoverschen Autozulieferer abgeschlossen ist. Koerfer soll dem Aufsichtsrat dann aber weiter angehören.

Der Wechsel an der AR-Spitze ist ein Kompromiss nach dem von Schaeffler erzwungenen Abgang des bisherigen Conti-Chefs Karl-Thomas Neumann. Dieser wurde am Mittwoch durch den Schaeffler-Manager Elmar Degenhart ersetzt. Neumann war bei Schaeffler in Ungnade gefallen, nachdem er den Großaktionär offen kritisiert hatte.

Korruptionsverdacht bei BSH

Bei Bosch und Siemens Hausgeräte (BSH) wurde der Absatz von Waschmaschinen und Kühlschränken möglicherweise mit unlauteren Mitteln angekurbelt. "Es gibt Hinweise, denen wir nachgehen", sagte eine Sprecherin des Unternehmens und bestätigte damit einen Bericht des Magazins Spiegel. BSH habe sich zur Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft entschlossen. Im Zentrum der Untersuchung stünden die 90er Jahre. Gegen wieviele Mitarbeiter sich der Verdacht richte, wollte die Sprecherin nicht sagen. Ein Sprecher der Münchner Staatsanwaltschaft bestätigte, dass BSH mit der Behörde Kontakt aufgenommen habe.

Der Spiegel berichtet von einem ausgefeilten Bestechungssystem bei der gemeinsamen Tochter von Bosch und Siemens und beruft sich dabei auf interne Unterlagen. Dem Magazin zufolge erhielten Verkäufer in Elektrofachgeschäften und Discountern Wertgutscheine anderer Unternehmen, wenn sie die BSH-Haushaltsgeräte verkauften. Auch die Platzierer der Ware sowie die Disponenten im Großhandel sollen demnach abkassiert haben. In einzelnen Jahren seien "Korruptionalien" im Wert von mehr als zehn Millionen Euro gezahlt worden.

BSH lässt die Sachverhalte nun auch intern untersuchen, wie das Unternehmen in einer Erklärung auf seiner Internetseite mitteilte. Ziel sei eine lückenlose Aufklärung. Zugleich zeigte sich BSH überzeugt, "dass es heute keine rechtswidrigen Geschäftspraktiken im Unternehmen gibt". Seit einigen Jahren gelte für alle Mitarbeiter ein Verhaltenskodex, der auch strikte Regelungen für Verkaufsaktivitäten umfasse.

Hertie - das zweite Aus

Die Warenhauskette Hertie hat am Samstag zum letzten Mal ihre 20 verbliebenen Filialen geöffnet. Die Kunden konnten über massive Rabatte bei dem Ausverkauf der restlichen Warenbestände freuen. 30 Häuser waren bereits in den vergangenen Tagen geschlossen worden.

Insgesamt 2600 Mitarbeiter verlieren jetzt ihren Arbeitsplatz. Ob sie eine Abfindung erhalten, soll am Ende des Insolvenzverfahrens im kommenden Jahr feststehen.

Für den traditionsreichen Namen Hertie kommt damit schon zum zweiten Mal das Aus: Zum ersten Mal war er nach der Übernahme durch Karstadt Mitte der 90er Jahre ausgelistet worden. Als Karstadt 2005 74 kleinere Häuser an den britischen Investor Dawnay Day verkaufte, wurde der Name Hertie wiederbelebt. Vor einem Jahr geriet jedoch die neue Hertie-Gesellschaft in die Insolvenz. Im Mai beschloss die Gläubigerversammlung die Schließung der Filialen, weil keine Chance auf eine Rettung gesehen wurde.

Der Eigentümer der Immobilien, die Mercatoria Acquisitions (MABV) will die Gebäude nun an andere Interessenten wie Kaufland, C&A oder Saturn vermieten. Einige der Ladenlokale seien bereits verpachtet, hieß es. Bereits zum Weihnachtsgeschäft wollen neue Mieter an den Start gehen.

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