Rettungstreffen ohne Erfolg:Hertie wird abgewickelt

Lesezeit: 1 min

Es gab noch ein Fünkchen Hoffnung - vergebens: Ein letztes Treffen zur Rettung von Hertie ist schon vor seinem Beginn gescheitert. In den Filialen beginnt bereits der Ausverkauf.

Das Treffen hat noch gar nicht begonnen, da ist das Hauptziel bereits Illusion: Die Rettung von Hertie ist endgültig vom Tisch. Eigentlich hatten Vertreter der Kommunen mit Hertie-Filialen mit den Eigentümern der Immobilien noch einen letzten Versuch wagen wollen, die insolvente Warenhauskette zu retten. Vergebens.

Das letzte Rettungstreffen für Hertie ist gescheitert. Ende Juli sollen die Filialen schließen. (Foto: Foto: ddp)

Der Eigentümer der Warenhaus-Immobilien, die Investoren Dawnay Day und MABV, seien nicht zu einem weiteren Gespräch mit einer deutsch-chinesischen Investorengruppe bereit gewesen, sagte der Bürgermeister von Wesseling, Günter Ditgens. Auch er selbst sei bei den Gesprächen zwischen dem Eigentümer und den Bürgermeistern der betroffenen Kommunen in Frankfurt nicht mehr erwünscht.

Der Betriebsrat ist entsetzt. "Die Chinesen haben - auch aus Sicht der Arbeitnehmer - ein gutes Angebot im Gepäck", erklärte Bernd Horn, Vorsitzender des Hertie-Gesamtbetriebsrats. Er sei empört, dass weder die Investoren noch der Hertie-Insolvenzverwalter oder Belegschaftsvertreter an den sogenannten "runden Tisch" geladen worden seien. Viele Kollegen forderten inzwischen eine Enteignung von Dawnay Day. Er befürchte, "dass auf Kosten der Arbeitnehmer große Immobilienspekulationen betrieben werden".

Nun tritt Plan B in Kraft: Unter der Moderation der Deutschen Bank soll jetzt über die einzeln zu verkaufenden Immobilien gesprochen werden. Diese Alternative hatte Dawnay Day ohnehin immer präferiert. Denn die Gruppe verspricht sich so höhere Erlöse.

Ende Juli ist Schluss

Zehn Immobilien haben nach Angaben des Maklers Atisreal bereits neue Eigentümer, für weitere gebe es ernsthafte Verhandlungen. Die Deutsche Bank hatte einst die Übernahme finanziert und anschließend ihre Forderungen verbrieft und weiter verkauft.

Bei den noch geöffneten 54 Hertie-Filialen hat auf Beschluss der Gläubigerversammlung bereits der Ausverkauf begonnen. Sie schließen nach Hertie-Angaben voraussichtlich Ende Juli. Für die Beschäftigten laufen Sozialplanverhandlungen. Zuvor hatte Insolvenzverwalter Biner Bähr versucht, die traditionsreiche Kaufhauskette zu retten.

Erst vor etwa einer Woche hatten 2600 Hertie-Beschäftigte für den Erhalt der Kaufhäuser demonstriert. Sie verlangten keine Staatshilfen, sondern niedrigere Mieten für die bereitstehenden Investoren.

© sueddeutsche.de/dpa/tob - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Hertie, Schiesser & Co.
:Abschied von alten Bekannten

Quelle, Escada, Rosenthal: Pleiten von Traditionsunternehmen sorgen in Deutschland immer wieder für Aufsehen - weil oft Hunderte, manchmal Tausende Jobs einfach wegfallen. Spektakuläre Pleiten in Bildern.

Jetzt entdecken

Gutscheine: