Wirtschaft kompakt:Krisenbranchen in der Kritik

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Sex sells, aber nicht mehr so häufig: Der Werberat hat weniger Rügen wegen unanständiger Werbung ausgeteilt. Außerdem: Toyota leidet und die Postbank jubelt.

Trotz des harten Wettbewerbs in der Werbebranche ist die Zahl der beanstandeten Kampagnen in Deutschland leicht gesunken. Das teilte der Deutsche Werberat (DWR) auf seiner Jahrespressekonferenz mit. Hatte es im Jahr 2008 noch 264 Beanstandungen gegeben, rügte der DWR im vergangenen Jahr nur 255 mal. Dennoch habe es erneut Fälle krasser Grenzüberschreitungen gegeben.

Mehr als ein Drittel (35 Prozent) der Beschwerden aus der Bevölkerung betraf im Jahr 2009 den Vorwurf, die Werbemaßnahme diskriminiere Frauen. Mit deutlichem Abstand folgten Beschwerden wegen Gewaltverherrlichung (elf Prozent), wegen des Verstoßes gegen moralische Mindestanforderungen (zehn Prozent) und der Gefährdung von Kindern und Jugendlichen (neun Prozent).

Insgesamt trafen die Proteste der Bevölkerung dem DWR zufolge vor allem jene Branchen, die 2009 besonders stark von der Wirtschaftskrise betroffen waren. So gerieten die Medien mit ihrer Eigenwerbung am häufigsten ins Visier der Bürger, wie der DWR berichtet.

"Aufmerksamkeit ist das Gold der Zeit", sagte DWR-Sprecher Volker Nickel, doch müsse die Werbung auch in Zeiten harten Wettbewerbs im Rahmen von Gesetz, Anstand und Moral der Bevölkerung bleiben.

Postbank-Vorstand feiert Boni-Ausschüttung

Der Vorstand der Deutschen Post erhält nach einer Nullrunde im Vorjahr für 2009 wieder einen Bonus von insgesamt 5,1 Millionen Euro. Post-Vorstandschef Frank Appel kassiert davon rund 1,3 Millionen Euro. 2008 hatten Appel und seine aktiven Vorstandskollegen angesichts der Wirtschaftskrise und eines Milliardenverlusts des Konzerns auf Boni verzichtet.

Kasse im großen Stil macht vor allem der neue Finanzvorstand Larry Rosen. Der Amerikaner erhält als Kompensation für seinen Wechsel von Fresenius Medical Care innerhalb der nächsten drei Jahre neben seinem Gehalt rund 2,5 Million Euro extra als "Karenzentschädigung".

Insgesamt belief sich die Barvergütung des neunköpfigen Post-Vorstands 2009 auf 14,92 Millionen Euro, wie aus dem Geschäftsbericht hervorgeht. Hinzu kommen Sonderrechte (Aktienoptionen). Wie Appel bereits auf der Bilanzpressekonferenz vor einer Woche erläutert hatte, soll der Anteil der variablen Vergütung künftig auch an längerfristigen Erfolgsmaßstäben gemessen werden.

2009 litt das Geschäft der Post zwar auch noch unter der weltweiten Konjunkturflaute, unterm Strich stand jedoch wieder ein Nettogewinn von 644 Millionen Euro. Dieses Ergebnis wurde auch dank eines harten Sparkurses erreicht, der auch die Mitarbeiter betraf.

Nach Darstellung der Post ist die Vergütung der Vorstände so bemessen, "dass sie im internationalen und nationalen Vergleich wettbewerbsfähig ist und damit einen Anreiz für engagierte und erfolgreiche Arbeit bietet".

Solarfälscher gehen Zoll in Netz

Der Zoll ist chinesischen Solarmodul-Fälschern auf die Schliche gekommen. Die Beamten entdeckten bei Donauwörth in einem slowenischen Lastwagen zwölf Tonnen der gefälschten Ware, wie das Hauptzollamt Augsburg mitteilte. Der Handelswert beträgt rund 370.000 Euro.

Die Zollbeamten hatten Kenntnis von einer großen Lieferung aus China erhalten, die über einen EU-Zollhafen in England eingeführt wurde. Mit dem Lastwagen sollten die Solarmodule zu einer Spedition im Raum Donauwörth gebracht werden.

Bei den kontrollierten Modulen waren die typischen Erkennungsmerkmale des Originalherstellers falsch oder fehlten ganz. Daraufhin wurden sei beschlagnahmt. Auf Antrag des Markenschutzinhabers werden sie nun unter Aufsicht des Zolls bei einer Spezial-Entsorgungsfirma vernichtet.

Für Autokonzerne läuft es rund - außer für Toyota

Nach den gigantischen Rückrufaktionen bei Toyota ist der Absatz des japanischen Autobauers in Europa um 20 Prozent eingebrochen. Der Konzern verkaufte in den 27 EU-Ländern im Februar 42.234 Fahrzeuge nach 53.233 im Vorjahresmonat, wie der Herstellerverband mitteilte. Toyota hat seit Anfang Februar wegen Sicherheitsproblemen weltweit 8,5 Millionen Autos zurückgerufen.

Die Verluste bei Toyota stehen im Gegensatz zur positiven Entwicklung auf dem übrigen Automarkt in der EU, auf dem der Absatz im Gesamtjahr um drei Prozent stieg. Ein fast 30-prozentiger Rückgang in Deutschland, dem größten Käufermarkt, wurde durch Zuwächse unter anderem in Frankreich (plus 18 Prozent), Italien (20 Prozent), Spanien (47 Prozent) und Großbritannien (26 Prozent) kompensiert.

Beim größten Hersteller Volkswagen ging der Absatz vor allem wegen schlechter Ergebnisse im deutschen Heimatmarkt um 2,2 Prozent zurück. Die französischen Autobauer Peugeot und Renault hingegen verbuchten ein Plus von 18 Prozent beziehungsweise knapp 30 Prozent.

Auch außerhalb Europas lief es gut: In den USA stieg der Absatz um 13 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf gut 778.000 Autos. In den ersten beiden Monaten 2010 legten die Verkäufe um zehn Prozent auf rund 1,5 Millionen Fahrzeuge zu. In Japan steigerten sich die Neuzulassungen im Februar um mehr als ein Fünftel auf 395.600 Autos.

Massiv legte auch China nach schwachen Vorjahresergebnissen zu: Dort wurden in dem Monat fast 718.600 Autos verkauft - 51,8 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Seit Jahresbeginn wuchs der chinesische Automarkt damit nach VDA-Angaben um gut 85 Prozent auf fast 1,8 Millionen.

Deutschland erleidet Exporteinbruch

Die Exporte aus Deutschland sind im vergangenen Jahr um 17,9 Prozent auf insgesamt gut 808 Milliarden Euro zurückgegangen. Damit fiel das Minus gegenüber 2008 etwas geringer aus als ursprünglich prognostiziert.

Anfang Februar hatte das Statistische Bundesamt noch einen Rückgang von 18,4 Prozent auf gut 803 Milliarden Euro vermeldet. Wie die Behörde mitteilte, sanken die Ausfuhren im vierten Quartal 2009 nur noch um 6,4 Prozent auf insgesamt 216,7 Milliarden Euro.

Die Ausfuhren in die EU-Mitgliedsstaaten nahmen demnach in den letzten drei Monaten 2009 gegenüber dem vierten Quartal 2008 um 7,7 Prozent auf 132,1 Milliarden Euro ab. Wichtigste Handelspartner blieben hier Frankreich, Italien und die Niederlande.

Im gleichen Zeitraum sei der Exportrückgang in die Länder außerhalb der Europäischen Union (Drittstaaten) mit 4,3 Prozent auf 84,6 Milliarden Euro etwas geringer ausgefallen, berichtete das Bundesamt. Hier seien der wichtigste Handelspartner nach wie vor die USA.

© sueddeutsche.de/AP/dpa/Reuters/jcb - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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