Wirtschaft kompakt:Kraft Foods hat Appetit auf britische Schokolade

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Milka, Toblerone und Daim reichen nicht, jetzt will Kraft den Schokohersteller Cadbury schlucken. Auch die Post plant Zukäufe - im Gegensatz zur Telekom.

Im April 2008 war Cadbury noch der weltgrößte Süßwarenhersteller. Dann jedoch übernahm Rivale Mars den Kaugummi-Produzenten Wrigley und der Status war dahin. Jetzt verliert Cadbury möglicherweise auch noch seine Eigenständigkeit, denn der amerikanische Lebensmittelkonzern Kraft Foods hat mächtig Appetit auf den britischen Schoko-Hersteller.

Der Lebensmittelkonzern Kraft möchte den britischen Schoko-Hersteller Cadbury übernehmen. (Foto: Foto: Reuters)

16,7 Milliarden Dollar möchte Kraft für Cadbury auf den Tisch legen. Das Angebot stelle einen Aufschlag von 42 Prozent auf den Aktienkurs vom 3. Juli dar und bewerte das Unternehmen insgesamt mit 10,2 Milliarden Pfund, erklärte der US-Konzern.

Doch Cadbury will sich nicht von der Kraft-Süßwarenfamilie, wozu unter anderem die Schokoladenmarken Milka, Toblerone und Daim gehören, einverleiben lassen. Die Briten hätten das Angebot abgelehnt, erklärte Kraft. Nun wolle man weiter an einer einvernehmlichen Lösung arbeiten. Ein Zusammenschluss würde einen weltweiten Branchenriesen mit Umsätzen von rund 50 Milliarden Dollar schaffen, so Kraft.

An den Börsen hat die Offerte jedoch für jede Menge Aufregung gesorgt. Die Cadbury-Aktien schossen in London geradezu sprunghaft in die Höhe - sie stiegen bis zum Montagvormittag um fast 39 Prozent.

Der DJ Stoxx-Index für die Süßwaren-Branche legte 1,3 Prozent zu. Die Papiere des Schweizer Rivalen Nestlé verteuerten sich um 0,8 Prozent, Unilever-Werte um 2,6 Prozent und Papiere des französischen Konzerns Danone sogar um 4,1 Prozent. Auch die Schokoladenhersteller Lindt und Barry Callebaut legten zu. Kraft-Aktien verloren dagegen in Frankfurt 2,3 Prozent.

Auftragseingänge legen deutlich zu

Die deutsche Industrie hat im Juli erneut wesentlich mehr Aufträge erhalten als erwartet. Die Auftragseingänge seien im Vergleich zum Vormonat um 3,5 Prozent gestiegen, teilte das Wirtschaftsministerium mit. Allerdings wurde auch das Plus vom Vormonat von 4,5 Prozent auf 3,8 Prozent nach unten revidiert.

Begünstigt wurde die Entwicklung im Juli laut Ministerium von überdurchschnittlich vielen Großaufträgen. Die Inlandsnachfrage stieg dadurch kräftig um 10,3 Prozent, während die Nachfrage aus dem Ausland um 2,3 Prozent zurückging. Angesichts des deutlichen Auftragszuwachses in den Sommermonaten geht das Ministerium davon aus, dass die Industrieproduktion im dritten Quartal erstmals seit dem Einbruch in den Wintermonaten wieder zulegen wird.

In den jeweiligen Branchen konnten die Hersteller von Vorleistungs- und Investitionsgütern weitere Zuwächse verbuchen. Bei den Vorleistungsgütern lag das Plus bei 5,2, Prozent, bei den Investitionsgütern bei 3,2 Prozent. Die Hersteller von Konsumgütern mussten indes einen Auftragsrückgang von 1,5 Prozent hinnehmen.

Im aussagekräftigeren Zweimonatsvergleich (Juni/Juli gegenüber April/Mai) stieg der Auftragseingang kräftig um 7,8 Prozent. Impulse kamen dabei zu gleichen Teilen aus dem Inland und dem Ausland. Auf Jahressicht gaben die Aufträge zwar abermals kräftig nach, der Abwärtstrend verlangsamte sich aber weiter. So lag das jährliche Minus im Juli bei 19,8 Prozent, nach minus 25,2 Prozent im Vormonat. Im Zweimonatsvergleich (Juni/Juli) gingen die Aufträge auf Jahressicht um 22,6 Prozent zurück.

Deutsche Post auf Schnäppchenjagd

Nicht nur Kraft - auch die Deutsche Post plant Zukäufe. Im internationalen Briefgeschäft, vor allem in den Niederlanden, will der Konzern stark expandieren.

Die Deutsche Post verhandle mit dem zweitgrößten Briefzusteller Sandd über eine Übernahme, um das Geschäft der eigenen Werbepost-Tochter Selekt Mail in den Niederlanden zu stärken, berichtet das Handelsblatt unter Berufung auf Unternehmenskreise.

Post-Chef Frank Appel sondiere aber auch die Briefmärkte in Frankreich, Großbritannien, Finnland, Dänemark und Tschechien auf der Suche nach Kaufgelegenheiten. So wolle die Post nach Öffnung des französischen Briefmarkts im Großraum Paris antreten, um der noch staatlichen La Poste Marktanteile in ihrer Heimat abzujagen. La Poste hat ihrerseits auch Interesse an dem holländischen Briefzusteller Sandd.

Auf einer internen Einkaufsliste der international tätigen Post-Tochter DHL Global Mail stünden neben Adrexo aus Frankreich auch DX Services aus Großbritannien, Letterbox aus Finnland sowie Unternehmen aus Dänemark und Tschechien (Mediaservis). Ein Post-Sprecher bestätigte der Zeitung, man schaue sich im Ausland um, wollte sich zu konkreten Plänen aber nicht äußern.

Sandd ist mit einem Umsatz von zuletzt 86 Millionen Euro und 350 Millionen Briefen pro Jahr die Nummer zwei in den Niederlanden und wird kontrolliert von der Investmentfirma Trimoteur. Banken halten Minderheitsanteile und machen dem Handelsblatt zufolge Druck beim Verkauf. ING-Analyst Axel Funhoff schätzt den Wert von Sandd auf 25 bis 50 Millionen Euro.

Telekom sucht Partner für britische Mobilfunk-Tochter

Die Deutsche Telekom hat genug vom schwächelnden Mobilfunkgeschäft in Großbritannien und würde die Tochter T-Mobile UK daher gerne in ein Joint-Venture einbringen. Bevorzugter Kandidat: die France-Telecom-Tochter Orange.

Auch Vodafone und O2 hatten für T-Mobile UK geboten, doch die Angebote seien der Telekom zu niedrig, schreibt die britische Zeitung The Guardian. Ein Zusammenschluss mit Orange und deren Mobilfunknetz würde den beiden Unternehmen hingegen hunderte Millionen Pfund sparen, auch wenn die Telekom dem französischen Wettbewerber einen Mehrheitsanteil an dem gemeinsamen Unternehmen einräumen müsste.

Die Sunday Times hatte am Wochenende über die Gebote der beiden Konkurrenten in Höhe von 3,5 Milliarden Pfund (vier Milliarden Euro) berichtet und geschrieben, eine Entscheidung könnte innerhalb der kommenden Wochen fallen.

Über die Zukunft von T-Mobile UK wird seit einigen Monaten spekuliert. Im ersten Quartal hatten die Bonner rund 1,8 Milliarden Euro auf die Tochter abschreiben müssen und das Management komplett ausgetauscht. Telekom-Chef René Obermann hatte sich noch im August zurückhaltend zu den Verkaufsgerüchten geäußert.

Laut offizieller Sprachregelung gibt es aber keine Denkverbote, was die britische Tochter angeht. Die Telekom kämpft im schwierigen britischen Mobilfunkmarkt als Nummer vier mit sinkenden Umsätzen und verlor zuletzt Kunden an die Konkurrenz.

Chinas Top-500-Firmen vor der US-Konkurrenz

Die 500 größten chinesischen Konzerne haben einer Studie zufolge im vergangenen Jahr erstmals mehr Gewinn gemacht als ihre US-Konkurrenz. Chinas größte Firmen verdienten 2008 unter dem Strich rund 171 Milliarden Dollar (etwa 120 Milliarden Euro), die 500 größten US-Unternehmen kamen dagegen auf 99 Milliarden Dollar, wie aus einer jetzt veröffentlichten Studie des chinesischen Wirtschaftsverbandes China Enterprise Confederation (CEC) hervorgeht. Die Gewinne der chinesischen Firmen seien im Vergleich zum Vorjahr um 13 Prozent gefallen, die der US-Konkurrenz um 85 Prozent.

Am meisten verdient haben demnach im vergangenen Jahr in China der staatliche Ölgigant Sinopec und der Konkurrent CNPC. Dahinter liegt der staatliche Stromnetzbetreiber State Grid Corporation of China und die Bank ICBC. Auf den ersten 34 Plätzen der Liste befinden sich demnach ausschließlich Staatskonzerne.

Der Wirtschaftsverband CEC erklärte, chinesische Firmen seien tendenziell weniger hart von der Finanzkrise betroffen als US-Unternehmen. Dies liege aber vor allem daran, dass die chinesischen Firmen von der Politik und vom einheimischen Markt profitierten. Bei der Wettbewerbsfähigkeit seien wenig Fortschritte erkennbar. Die US-Rivalen seien in Punkten wie Innovation, internationale Präsenz, Geschäftsmodelle und Firmenkultur noch weit voraus.

Aigner: Mehr Hilfe für EU-Bauern

Bundesagrarministerin Ilse Aigner fordert einen Verzicht auf die in der EU geplanten Milchquotenerhöhungen. Es müsse gehandelt werden, sagte die CSU-Politikerin der Passauer Neuen Presse. Das zeitlich befristete Aussetzen der Quotenanhebung habe für den Markt eine kurzfristige Bremswirkung. Beim EU-Agrarministerrat in Brüssel an diesem Montag will Aigner einen Vorschlag der EU-Kommission verlangen, "der vorübergehend das Einfrieren der anstehenden Erhöhungen der Milchquoten auf europäischer Ebene vorsieht".

Die Maßnahmen, die von der EU-Kommission bisher in Erwägung gezogen worden seien, würden nicht ausreichen, sagte die Ministerin. Dabei habe sich die Situation der Milcherzeuger auch nach Einschätzung der Kommission "in den letzten zwölf Monaten dramatisch verschlechtert". Erforderlich seien "EU-weite, für alle Mitgliedstaaten verbindliche Lösungen".

Die Ministerin unterstützt zudem die Forderung des Bauernverbandes nach einem mit EU-Mitteln finanzierten Vorruhestands- und Umschulungsprogramm für Landwirte, die aus der Milchproduktion aussteigen wollen. Dies könne sinnvoll sein, "insbesondere, wenn sichergestellt ist, dass die freigewordene Milchquote stillgelegt wird", sagte Aigner.

Volkswagen plant Produktion von Minikraftwerken

Stromproduktion im eigenen Keller: Der Autokonzern Volkswagen will einem Spiegel-Bericht zufolge für den Ökostromanbieter Lichtblick demnächst gasbetriebene Minikraftwerke bauen.

Die kleinen Anlagen sollen in Tausenden Kellern normaler Wohngebäude installiert werden und bis zu zwei Atomkraftwerke ersetzen, schreibt das Nachrichtenmagazin. Ein entsprechender Exklusivvertrag soll in der neuen Woche unterschrieben werden.

Bei den Aggregaten handelt es um Erdgasmotoren aus dem VW Golf, die im Werk Salzgitter gebaut werden. Vieles, was man zur Herstellung von Minikraftwerken brauche, sei auch in hochmodernen Autos vorhanden, sagte Werksleiter Rudolf Krebs. Dem Spiegel zufolge haben die Motoren einen Wirkungsgrad von 94 Prozent, während Atomkraftwerke auf 30 bis 40 Prozent kommen.

Die neuen Minikraftwerke sollen in den Kellern Wärme für Heizungen und Warmwasser bereitstellen. Gleichzeitig können die Anlagen gewaltige Mengen Strom in das öffentliche Netz einspeisen.

Dies solle dann passieren, wenn am Markt ein hoher Strombedarf bestehe. Wegen der schnellen Reaktionszeiten könnten Zehntausende Anlagen blitzschnell zusammengeschaltet werden. So könnten mindestens zwei große Atom- oder Stromkraftwerke ersetzt werden. In Salzgitter sollen pro Jahr mindestens 10.000 Kraftwerke vom Band laufen.

VW hat bereits Erfahrungen bei der Energieerzeugung. So betreibt der Konzern an den Standorten Wolfsburg, Kassel, Hannover, Emden und Mlada Bolesláv Heizkraftwerke und versorgt seine Werke mit Strom.

Hegemann AG bemüht sich um Staatshilfe

Der Bremer Hegemann AG, zu der auch die Werften in Wolgast und Stralsund gehören, bemüht sich Medienberichten zufolge um Staatshilfe. Die Werftengruppe mit insgesamt 2300 Beschäftigten in Norddeutschland habe die Bundesregierung aufgefordert, ihr mit Staatsbürgschaften unter die Arme zu greifen. Das berichtet der Bremer Weser-Kurier unter Berufung auf den neuen Vorstandsvorsitzenden der Werftengruppe, den SPD-Bundestagsabgeordneten Volker Kröning. Drei Schiffe seien demnach derzeit auf den Werften in Stralsund, Berne und Wolgast in Bau, ihre Vollendung aber ohne die Zusagen nicht gesichert.

Zur gesamten Hegemann-Gruppe gehören Bau-, Dienstleistungs- und Schiffbaufirmen mit rund 4000 Mitarbeitern, die laut Hegemann AG in mehr als 25 Tochtergesellschaften einen Gesamtumsatz von einer Milliarde Euro jährlich erwirtschaften.

Bereits am Freitag hatten sich in Berlin Hegemann-Manager bei einem Krisentreffen mit Vertretern der Bundesministerien für Wirtschaft und Finanzen, der Landesregierung von Mecklenburg-Vorpommern und der beteiligten Banken NordLB sowie Kreditanstalt für Wiederaufbau um Staatshilfen bemüht. So soll eine drohende Liquiditätslücke vermieden werden. Das Treffen habe auf Einladung der Bundesregierung stattgefunden, sagte Kröning.

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